Kultusminister Andreas Stoch zu Gast im VBE Landesvorstand, ein ehrenwerter Besuch.

VBE Stoch zu Gast im Landesvorstand

Herr Stoch befürwortete, sich im unmittelbaren Austausch bildungspolitischen Themen zu nähern. In der Riege der Minister für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg besuchte Andreas Stoch kurz vor den Osterferien als erster den Landesvorstand des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Dem VBE-Gremium gehören an: der Landesvorsitzende, die Verbandsleitung, die Ehrenvorsitzenden, die Landesbezirksvorsitzenden und Geschäftsführer der vier VBE-Landesbezirke, die Mitglieder des Hauptpersonalrats sowie weitere berufene Beiräte.

Nach den Begrüßungsworten durch den Landesvorsitzenden Gerhard Brand, definierte der Kultusminister Bildung als ein hochsensibles Feld, das sich zwischen der Wahrnehmung der Familien und der Lehrkräfte auftue. In seinen eröffnenden Worten betonte er, Ideologiestreit habe „noch nie jemanden weitergebracht“, weshalb sein Ziel darin bestünde, konstruktiv, was bedeute „an der Sache entlang“, zu arbeiten.

Die inhaltlichen Themen des Austausches waren, die Weiterentwicklung der Realschule, die regionale Schulentwicklung, die Inklusion, die Ganztagesgrundschule, Funktionsstellen und das Gehaltsgefüge in der Schullandschaft. Den ausführlichen und detaillierten Bericht von Frau Heike Stober zu den besprochenen Themen finden Sie im VBE Magazin 5 / Mai 2015.

Auf die VBE Empfindung, das neue Realschulkonzept sei eine Einführung der Gemeinschaftsschule „durch die Hintertür“, reagierte der Kultusminister mit dem Hinweis auf den Anspruch der Einbettung in die Struktur der weiterführenden Schulen unter Aufrechterhaltung von Qualität und Stabilität. Die Umsetzung des erforderlichen Reformprozesses inklusive einer seitens des VBE begrüßten Freigabe der inneren und äußeren Differenzierung sei in Anbetracht von in Korrelation zu der seitens der amtierenden Landesregierung anvisierten Haushaltssanierung stehenden Lehrerstellenstreichungen aktuell nicht darstellbar. Mit dem neuen Bildungsplan ab 2016, so zeigte sich Stoch überzeugt, könne eine veränderte Realschule anhand der erweiterten Poolstundenzahl dem Anspruch der Bildungsziel-/Abschlussdifferenz gerecht werden. Auf Nachfrage des VBE nach der Bedeutung der Realschule als Element der zweiten Säule im Kontext der regionalen Schulentwicklung führte Stoch aus, dass Schulpolitik gleichsam für alle Kommunen passen müsse; diesbezügliche seien die Erwartungshaltungen extrem unterschiedlich. Der Kultusminister fokussierte die Ausrichtung des zukünftigen Bildungsangebots auf mögliche Fragestellungen: „Weshalb kann die zukünftige Realschule nicht die Realschule sein, die wir bisher hatten?“.

Hinsichtlich des Themenbereichs Inklusion betonte Stoch die Bedeutsamkeit der sonderpädagogischen Expertise und räumte den momentan noch offenen Bedarf der Ausgestaltung der Dienst- und Fachaufsicht über entsprechende Verwaltungsvorschriften ein. Gerade im Bereich der Sonderschulen sprach sich der Minister für behutsame regionale Schulentwicklung und gegen Zufallsstrukturen aus; hier gelte es, Erfahrungen pädagogisch und nicht nur organisatorisch aufzuarbeiten, um einen erstrebenswerten Mehrwert im Sinne eines Kulturwandels zu erzielen.

Im Themenbereich der Ganztagesschule (GTS) in Baden-Württemberg, nahm der Minister Bezug auf den mehrere Jahrzehnte gültigen GTS-Schulversuch, und das Spektrum zwischen Wahl- und Reinform. Ziel sei die Öffnung und Verzahnung von Schule im Sozialraum.  Die Beobachtung, unter den Kommunen werde die GT-Diskussion vorrangig unter dem Betreuungsaspekt betrachtet und zu wenig die Qualitätsfrage in den Vordergrund gestellt,  bedauert Stoch.

Der VBE stellte die Frage nach einem Bild des zukünftigen Rekrutierungskonzeptes für Schulleitungen. Der Kultusminister bestätigte hier dringenden Handlungsbedarf im Bereich der SL-Potenzialidentifikation und -qualifikation; da Anforderungen an Schulleitungen durch ein Lehramtsstudium nicht ausreichend abgebildet seien. Der diesbezügliche Professionalisierungsanspruch erstrecke sich über die Bereiche Qualifikation, Leitungsfreistellung und Vergütung.

Der VBE verwies auf die Diskrepanz, dass aktuell studierende Lehramtsstudierende, den Primar- und Sekundarstufen I-Bereich betreffend, übereinstimmende Studienzeiten bei unterschiedlicher Besoldung aufwiesen; diese Ungerechtigkeitsfragen seien ungelöst.

Abschließend dankte der VBE-Landesvorsitzende Brand für den Besuch des Ministers und überreichte eine beeindruckende Unterschriftenliste der aktuellen Aktion des Landesreferats Realschule.