Mitgliederumfrage: Präsenz- oder Wechselunterricht?

Hinter der Debatte um die Öffnung der Schulen steht ein schwieriger Abwägungsprozess zwischen dem Gesundheitsschutz der an Schulen Lehrenden und Lernenden auf der einen und dem Recht auf Bildung und weiteren gesellschaftlichen Bedürfnissen auf der anderen Seite. Um sich in der aktuellen Diskussion ein objektives Meinungsbild der Lehrerschaft einzuholen, hat der VBE eine umfangreiche Mitgliederumfrage durchgeführt.

Rund 1.100 Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Schularten haben sich an der Abfrage beteiligt, ob sie sich in der aktuellen Situation für Präsenz- oder Wechselunterricht aussprechen. Teile der Studie hat der VBE bereits im Dezember veröffentlicht. Nun liegen die Ergebnisse auch differenziert nach Schularten vor.

Demnach spricht sie die Mehrheit sowohl der Grundschullehrkräfte als auch der Haupt- und Werkrealschullehrkräfte für Präsenzunterricht aus. An den Realschulen und Gemeinschaftsschulen ist dagegen eine knappe Mehrheit der Lehrkräfte für den Wechselunterricht. Über alle Schularten hinweg will eine deutliche Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer, dass Schulen vor Ort grundsätzlich die Möglichkeit erhalten sollten, bei lokal hohen Inzidenzwerten auf Wechselunterricht umsteigen zu können.

Grundschule
  • 62 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für Präsenzunterricht aus
  • 38 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für Wechselunterricht aus
  • Temporärer Wechselunterricht vor Ort: 85 Prozent der Lehrkräfte sind dafür, dass Schulen vor Ort grundsätzlich die Möglichkeit erhalten sollten, bei lokal hohen Inzidenzwerten auf Wechselunterricht umsteigen zu können. 15 Prozent der Lehrkräfte sind dagegen.
    • Gründe dafür:
      1. Um Ansteckung und Verbreitung des Virus zu minimieren
      2. Um in unterschiedlichen Situationen flexibel zu bleiben
      3. Abstände können besser eingehalten werden
    • Gründe dagegen:
      1. Zu kompliziert alles zu organisieren
      2. Schule ist kein Infektionsherd
      3. Kinder brauchen soziale Kontakte und Stabilität
Haupt- und Werkrealschule
  • 59 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für Präsenzunterricht aus
  • 41 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für Wechselunterricht aus
  • Temporärer Wechselunterricht vor Ort: 95 Prozent der Lehrkräfte sind dafür, dass Schulen vor Ort grundsätzlich die Möglichkeit erhalten sollten, bei lokal hohen Inzidenzwerten auf Wechselunterricht umsteigen zu können. Nur 5 Prozent der Lehrkräfte sind dagegen.
    • Gründe dafür:
      1. Um Ansteckung und Verbreitung des Virus zu minimieren
      2. Die Schule soll dies aber selbst entscheiden dürfen
      3. Um in unterschiedlichen Situationen flexibel zu bleiben
    • Gründe dagegen:
      1. Schüler bekommen zu wenig Unterstützung Zuhause
      2. Schüler haben sowieso Kontakt
      3. Löst unnötige Hysterie aus
Realschule
  • 48 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für Präsenzunterricht aus
  • 52 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für Wechselunterricht aus
  • Temporärer Wechselunterricht vor Ort: 84 Prozent der Lehrkräfte sind dafür, dass Schulen vor Ort grundsätzlich die Möglichkeit erhalten sollten, bei lokal hohen Inzidenzwerten auf Wechselunterricht umsteigen zu können. 16 Prozent der Lehrkräfte sind dagegen.
    • Gründe dafür:
      1. Um in unterschiedlichen Situationen flexibel zu bleiben
      2. Um Ansteckung und Verbreitung des Virus zu minimieren
      3. Abstände können besser eingehalten werden und in kleineren Gruppen kann effektiv gelernt werden
    • Gründe dagegen:
      1. Schule ist kein Infektionsherd
      2. Zu kompliziert alles zu organisieren
      3. Kinder brauchen soziale Kontakte und Stabilität
Gemeinschaftsschule
  • 46 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für Präsenzunterricht aus
  • 54 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für Wechselunterricht aus
  • Temporärer Wechselunterricht vor Ort: 91 Prozent der Lehrkräfte sind dafür, dass Schulen vor Ort grundsätzlich die Möglichkeit erhalten sollten, bei lokal hohen Inzidenzwerten auf Wechselunterricht umsteigen zu können. Nur 9 Prozent der Lehrkräfte sind dagegen.
    • Gründe dafür:
      1. Um Ansteckung und Verbreitung des Virus zu minimieren
      2. Die Schule soll dies selbst entscheiden dürfen
      3. Um in unterschiedlichen Situationen flexibel zu bleiben
    • Gründe dagegen:
      1. Zu kompliziert alles zu organisieren
      2. Schüler haben sowieso Kontakt
      3. Lieber kompletter Onlineunterricht
Forderungen

Der VBE hatte bereits letztes Jahr gefordert, dass der landesweite Inzidenzwert die Richtschnur für Präsenz- oder Wechselunterricht sein muss. Das heißt, die Landesregierung definiert einen landesweiten Grenzwert, oberhalb des Wertes gehen die Schulen in den Wechselunterricht, unterhalb des Wertes in den Präsenzunterricht. Der VBE empfiehlt, sich an den RKI-Vorgaben zu orientieren und einen Inzidenzwert von 50 als Grenze zu setzen.

Von der landesweiten Regelung sollte jedoch bei einer deutlich anderen Situation auf Kreisebene abgewichen werden können. In einem großen Flächenland wie Baden-Württemberg müssen die Regelungen genügend Spielraum lassen, um vor Ort passgenau auf die jeweilige Situation eingehen zu können.

Weiterführende Informationen

Hier finden Sie die gesamten Ergebnisse der Mitgliederumfrage.

VBE fordert ab Januar klare Regelungen für die Schulen.

Pressemeldung des Kultusministeriums zu den Regelungen für Schulen, Kitas und Kindertagespflege ab 11. Januar 2021.