Neues Qualitätskonzept für zukunftsorientierte Kultusverwaltung

Das Kabinett hat grünes Licht gegeben: Ein neues Qualitätskonzept, mit dem die Kultusministerin die Weichen für eine zukunftsorientierte Kultusverwaltung stellen will, kommt. Geschaffen werden das Institut für Bildungsanalysen und das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung, die künftig Schulen besser unterstützen sollen. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand hofft, dass die Veränderungen auch tatsächlich zu einer besseren Unterstützung von Lehrkräften und Schulleitungen führen.

Etwas kompliziert mutet es doch noch an. Das Konstrukt mit dem Namen „Neues Qualitätskonzept“, welches das Kultusministerium entwickelt, um Baden-Württemberg wieder an die Spitze der Bildungsvergleiche zu führen. Wie bereits bekannt, will die Kultusministerin deswegen zwei neuen Institute entwickeln: Das Institut für Bildungsanalysen (IfB), welches für ein systematisches Bildungsmonitoring sorgen soll, und das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL), das die doch etwas zersplitterten Zuständigkeiten im Bereich der Lehrerfortbildung bündeln soll.

Der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg verfolgt das Vorhaben der Kultusministerin interessiert und meint zu den bevorstehenden Änderungen in der Kultusverwaltung: „Die Zeit wird zeigen, ob ein derart grundlegender Schritt nötig war. Wir hoffen aber nun, dass die bevorstehenden strukturellen Veränderungen zu einer besseren Unterstützung der Lehrkräfte und der Schulleitungen führen. Darüber hinaus fordern wir, dass die Maßnahmen wertschätzend und fair umgesetzt werden und mögliche Härten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgefedert werden.“

Neues Qualitätskonzept: Zentrale Lernstandserhebungen kommen

Neben dem bereits bekannten großen Vorhaben verrät die Pressemitteilung des Staatsministeriums auch einige Details dessen, was sich für Schule und Schulverwaltung künftig ändern soll. Klar ist zum Beispiel, dass zum Bildungsmonitoring zentrale Lernstandserhebungen gehören und diese wohl in der Verantwortung des IfB liegen. Kultusministerin Susanne Eisenmann kündigte an: „Zentrale Lernstandserhebungen über alle Schularten hinweg machen Sinn und werden kommen. Wir müssen wissen: Wo steht ein Kind und wie können wir es individuell fördern.“

Zentrale Vorgaben sollen auch vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung kommen. „Die zentralen Vorgaben des Zentrums stellen künftig sicher, dass wir landesweit Angebote in hoher und gleicher Qualität zur Verfügung stellen können“, meinte Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Kabinettsbeschluss. Brand mahnt demgegenüber an, dass auch die neuen Institute die Situation vor Ort nicht aus dem Blick verlieren dürften: „Wir haben in Baden-Württemberg eine heterogene Bildungslandschaft und Bildung erfolgt immer vor Ort in den Schulen. Der lokale Blick darf nicht verloren gehen.“

Staatliche Schulämter und Regierungspräsidien stehen für den lokalen Blick

In diesem Zusammenhang lobte der VBE-Landesvorsitzende Brand die Staatlichen Schulämter und die Regierungspräsidien: „Schulämter und Regierungspräsidien sind in Bezug auf die Umsetzung vor Ort enorm wichtig. Die Staatlichen Schulämter und die Regierungspräsidien kennen ihre Schulen. Es besteht ein enger Kontakt und viel gegenseitiges Vertrauen“, erläutert Brand. Die Verwaltungsreform wird jedoch auch an diesen Einrichtungen nicht ohne Spuren vorübergehen.

So sollen die aktuellen Fortbildungsaufgaben und Beratungsleistungen, welche die Schulaufsicht derzeit erbringt – unter anderem die Fachberatung zur Schulentwicklung und die schulpsychologischen Dienste – auf das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung übergehen. Die Kultusministerin meinte dazu: „Damit stärken wir die Regierungspräsidien und Staatlichen Schulämter in ihren originären Aufgaben, nämlich als Schulaufsichtsbehörden und bei der Steuerung der Unterrichtsversorgung.“

Regionalstellen sollen Konzepte und Unterstützungsangebote in die Fläche tragen

Die Aufgaben der Schulämter und Regierungspräsidien sollen teilweise auf Regionalstellen des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung übergehen. Diese sollen zentral entwickelte Konzepte und Unterstützungsangebote des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung in die Fläche tragen. In den Regionalstellen sollen daher auf jeden Fall die staatlichen Seminare für Didaktik und Lehrerbildung sowie die Pädagogischen Fachseminare zusammengeführt werden. Die Seminare sollen dazu Fortbildungsaufgaben übernehmen, um die zweite und dritte Phase der Lehrerbildung besser zu verzahnen.

Dass Seminare diesen Aufgaben in fachlicher Hinsicht erfüllen können, bezweifelt Gerhard Brand nicht: „Es ist sehr viel fachliche Kompetenz an den Seminaren vorhanden. Allerdings denke ich, dass die Seminare momentan nicht die Kapazität haben, um diese Aufgaben, die bisher die Akademien übernommen haben, auszuüben. Die Akademien haben jährlich tausende von Lehrkräften fortgebildet. Von der Ausstattung her sind die Seminare nach jetzigem Stand damit überfordert.“

Neues Berufsbild: Lehrerfortbildner?

Möglicherweise in diesem Zusammenhang wird im Kultusministerium überlegt, ein neues Berufsbild einzuführen. „Lehrkräfte, die in der Aus- und Fortbildung tätig sind, sollen künftig mit dem überwiegenden Anteil ihrer Arbeitszeit in der Aus- und Fortbildung eingesetzt und dazu standardisiert qualifiziert und zertifiziert werden“, sagte Kultusministerin Dr. Eisenmann. Ein neues Berufsbild müsste dann auch attraktiv gestaltet werden, meint der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg: „Besoldung und Stundenausstattung müssen hier natürlich stimmen.

In der Pressemitteilung kündigte das Kultusministerium auch an, dass alle Seminarstandorte erhalten werden sollen. Beabsichtigt ist weiterhin, an jeder Regionalstelle eine „Leitstelle pädagogische Unterstützung“ einzurichten, die als Kontaktstelle für Anliegen von Schulen und Lehrkräften dient. Ein neues Qualitätskonzept hat aber nicht nur positive Folgen: Ihr Aufgabenfeld verlieren die Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung sowie das Landesinstitut für Schulentwicklung. Die neuen Institutionen sollen diese Aufgaben zukünftig übernehmen, heißt es in der Pressemitteilung.

Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung des Staatsministeriums.

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