Neues Schuljahr: Es fehlt an Lehrkräften und Schulleitungen

Wenn sich Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann (CDU) etwas wünschen dürfte, so würde sie sich sicherlich für zusätzliche Lehrkräfte entscheiden. Zum Start ins neue Schuljahr sind laut Angaben des Kultusministeriums nämlich noch 750 Stellen für Lehrkräfte unbesetzt. Der Mangel kann aber auch deshalb in Grenzen gehalten werden, weil Lehrkräfte sich engagieren. Der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg Gerhard Brand fordert die Politik auf, diesen Einsatz anzuerkennen.

Dass der Start ins neue Schuljahr reibungslos verlaufen würde, das hatte wohl niemand erwartet. So war es auch kein Geheimnis, dass Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann (CDU) auf ihrer Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn von weiterem Lehrermangel berichten würde. 750 Stellen waren laut Angaben des Ministeriums zum Stichtag 1.09.2018 noch offen. Die Lehrereinstellung läuft bekanntermaßen aber noch bis zum 30. September, sodass weitere Stellen wohl noch besetzt werden können.

Lehrkräftemangel im neuen Schuljahr nicht behoben

Dies wird allerdings nicht dazu führen, dass der gravierende Lehrkräftemangel, unter dem Baden-Württemberg aktuell leidet, behoben werden kann. So bezeichnete die Ministerin die aktuelle Situation als nicht zufriedenstellend. Sie wies darauf hin, dass das Maßnahmenpaket gegen den Lehrkräftemangel jedoch Wirkung zeige. Bei einem ähnlich hohen Ersatzbedarf durch Pensionierungen wie im Vorjahr (2017: 4.500 Pensionierungen – 2018: 4.100 Pensionierungen) seien bei einem Mangel von 600 unbesetzten Stellen aus dem letzten Jahr nur 150 unbesetzt Stellen in diesem Jahr hinzugekommen.

Da das Land für das kommende Jahr mit einem Pensionierungsbedarf von 3.650 Stellen rechnet, ist wohl mit einer Besserung des Lehrkräftemangels zu rechnen. Dass der Lehrkräftemangel nicht höher angestiegen ist, das ist jedoch vor allem den Lehrerinnen und Lehrern zu verdanken. Der VBE hat darauf aufmerksam gemacht, dass rund 1.500 Teilzeitbeschäftigte ihr Deputat erhöht haben, dass 95 Lehrkräfte vorzeitig aus ihrer Beurlaubung zurückgekehrt sind, dass 320 Pensionärinnen und Pensionäre aushelfen und dass 1.480 Lehrerinnen und Lehrer aus dienstlichen Gründen abgeordnet und versetzt wurden.

Brand fordert Anerkennung der Leistung der Lehrkräfte

Der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg, Gerhard Brand, wies in der Öffentlichkeit explizit darauf hin: „Die vorgelegten Zahlen zeigen, dass sich Baden-Württemberg auf seine Lehrerinnen und Lehrer absolut verlassen kann. Und wenn sich die Lehrkräfte auch auf ihren Arbeitgeber, das Land Baden-Württemberg verlassen können, dann ist alles wunderbar.“ Dem ist leider nicht immer so, auch wenn Kultusministerin Dr. Eisenmann das Engagement der Lehrkräfte würdigte: „Durch das Engagement dieser Lehrerinnen und Lehrer konnten wir vor Ort gezielt Lücken schließen. Für ihre Bereitschaft zur Mithilfe bin ich ihnen sehr dankbar.“

Brand fordert deswegen vom Land deutlich: „Die Mehrleistung der Lehrerinnen und Lehrer muss anerkannt werden. Und sobald wieder mehr Lehrkräfte im System sind, müssen Lehrerinnen und Lehrer entlastet werden, um sich wieder ihrer Kernaufgabe, dem Unterrichten, zuwenden können. Außerdem sollten Schulen eine Unterrichtsversorgung in Höhe von 110 Prozent erhalten, um auf Ausfälle selbst reagieren zu können.“

156 Schulleitungen fehlen zum Start ins neue Schuljahr

Doch nicht nur Lehrkräfte fehlen dem Land. Der Mangel erstreckt sich ebenfalls auf Schulleitungen, wie die Schwäbische Zeitung herausgefunden hat. 156 Stellen sind aktuell noch unbesetzt. Das sind zwar weniger als im Vorjahr, damals waren 190 Stellen unbesetzt, dennoch zeigt sich, dass der Beruf der Schulleitung attraktiver gemacht werden muss. Im Kultusministerium ist dazu bereits ein neues Konzept entstanden, das unter anderem vorsieht, die Leiterinnen und Leiter kleiner Grundschulen besser zu entlohnen. Dieses befindet sich aktuell im Abstimmungsprozess mit dem Finanzministerium.

Dem Landesvorsitzenden des VBE dauert das zu lange. Brand fordert die Politik deswegen auf, endlich Ergebnisse zu liefern: „Man muss bei den Schulleitungen jetzt endlich Nägel mit Köpfen machen! Seit Jahren hören wir, dass das Thema wichtig ist. Wenn man sich aber nicht unglaubwürdig machen will, ist es jetzt an der Zeit, Ergebnisse zu liefern und insbesondere die Besoldung der Schulleitungen von kleinen Grundschulen neu zu regeln.“

Tabelle zur Lehrereinstellung 2018 (Stand 01.09.2018)

Die aktuellen Zahlen zur Lehrereinstellung können Sie der folgenden Tabelle entnehmen. Quelle der Daten ist das Kultusministerium: Unterrichtsversorgung 2018/19, dort finden Sie auch weitere Informationen und Grafiken zur Lehrereinstellung.

Lehrämter Stellen 2018 Bereits besetzte Stellen (01.09.2018) Offene Stellen (01.09.2018)
Grundschulen 1.650 1.280 370
Haupt- und Werkrealschulen (inkl. GMS) 400 370 30
Realschulen (inkl. GMS) 1.200 1.030 170
Sonderpädagogik (wiss. Lehrkräfte) 350 350 0
Fachlehrer für musisch-technische Fächer 100 40 60
Fachlehrer/Technische Lehrer an SBBZ 110 70 40
Gymnasien (inkl. GMS) 850 850 0
Berufliche Schulen 990 960 30
Insgesamt 5.700 4.950 750
Tabelle zur Wirkung ausgewählter Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel

Vor dem Start des neuen Schuljahres spricht die Kultusministerin auch davon, dass das Maßnahmenpaket gegen den Lehrermangel wirken würde. In der nachfolgenden Tabelle ist aufgelistet, wie viele Deputate durch ausgewählte Maßnahmen hinzugewonnen werden konnten. (Quelle: Kultusministerium)

Maßnahme Anzahl Zusätzlich gewonnene Deputate
Gymnasiallehrkräfte an Grundschulen 200 Lehrkräfte 176 Deputate
Pensionäre 320 Pensionäre 104 Deputate
Vorzeitig aus Beurlaubung zurückgekehrte Lehrkräfte 95 Lehrkräfte 42 Deputate
Anträge auf Teilzeiterhöhung 1.500 Lehrkräfte 250 Deputate
Abordnungen und Versetzungen aus dienstlichen Gründen 1.480 (davon 60 Versetzungen)