Quo vadis Realschule? VBE im Gespräch mit der Ministerin

Realschule, Fragezeichen

„So darf es nicht weitergehen!“ – So oder so ähnlich treffen bei uns viele Rückmeldungen zur aktuellen Situation an der Realschule ein. Aus diesem Grund hat die Verbandsleitung den direkten Dialog mit Ministerin Dr. Eisenmann gesucht. In einem sehr konstruktiven Gespräch waren sich beide Seiten einig, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt.  Der VBE Baden-Württemberg hat die Realschulen im Blick – schon immer! Für die nun folgende Positionen hat sich der VBE im Gespräch mit der Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann stark gemacht.

Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung?

Der VBE spricht sich gegen eine Rückkehr zur Verbindlichkeit aus. Sie widerspricht dem durchgängigen Charakter der Beratung und Begleitung ab dem Kindergarten und durch alle Schularten hindurch. Klar ist jedoch: Das bisherige Übergangsverfahren ist dringend zu modifizieren. Eltern benötigen mehr Orientierung, diese muss auf konkret messbaren Leistungen beruhen. Eine Möglichkeit dies zu erreichen, sind zentrale Klassenarbeiten in den Klassen 2 und 4. Diese dürfen aber nicht zu einer Mehrbelastung der Kolleginnen und Kollegen in den Grundschulen führen und sollten daher fester Bestandteil der Benotung sein. Hierdurch würde sich ein verbindlicheres Übergangsverfahren ergeben, bestehend aus Beratung/Gespräch, Notenanforderung, Ergebnis der zentralen Klassenarbeiten und Elternwille. Zusätzlich ist dieses Verfahren durch eine transparente Weitergabe der kompletten Schülerinformationen an die weiterführende Schule zu ergänzen. 

Orientierungsstufe

Eine dauerhafte Überforderung „falsch beschulter“ Kinder ist darüber hinaus durch eine Neugestaltung der Orientierungsstufe zu verhindern. Der VBE plädiert dafür, die Orientierungsstufe auf ein Jahr zu verkürzen. Dies bedeutet, dass es spätestens am Ende von Klasse 5 wieder eine “Versetzungsregelung“ geben muss. Man könnte hier von einer Art Probezeit sprechen: Ist diese nicht erfolgreich, wird also eine bestimmte Leistungsanforderung nicht erfüllt, erfolgt eine Zuteilung zum G-Niveau. Diese Entscheidung soll dann nicht den Eltern obliegen, sondern ist vielmehr von der Klassenkonferenz im Sinne einer verbindlichen Bildungsempfehlung zu treffen.

G-Niveau im Bereich Realschule

Aus Sicht des VBE bedarf es nicht überall im Land eines flächendeckenden G-Niveaus an den Realschulen. In Schulverbünden wird dies im Bereich der verbundenen HS/WRS angeboten. In Regionen, in denen es eine benachbarte HS/WRS gibt, sind aus Sicht des VBE durchaus Kooperationen möglich. Hierzu wären allerdings zugleich verbindliche Schülerlenkungsmaßnahmen notwendig. In anderen Regionen, in denen dies nicht der Fall ist oder wenn dies die Schule ausdrücklich wünscht, muss es die Möglichkeit der grundständigen und getrennten Bildungsgänge in G- oder M-Niveau geben. Dazu braucht es eine Anpassung des Organisationserlasses, um auch kleinere Gruppen als eigenständigen Bildungsgang fahren zu können. Nur an diesen Schulen findet dann ein Unterricht im G-Niveau statt. Das Regel-Unterrichtsniveau an den Realschulen des Landes ist das M-Niveau. In anderen Worten: Realschule ist und bleibt Realschule.

Hauptschulabschluss an den Realschulen

Der Regelabschluss der Realschule ist und bleibt die Realschulabschlussprüfung. Der Hauptschulabschluss wird zur Ausnahme an der Realschule und wird nur dort angeboten, wo dies aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (siehe oben) notwendig ist. 

Entlastung der Kollegien

Die Aufgabenfülle für die Kolleginnen und Kollegen nimmt ständig zu, ohne dass es hierfür eine Entlastung gibt. Aus Sicht des VBE bedarf es hier dringend einer Überprüfung des Aufgabenportfolios der Kolleginnen und Kollegen. Ein erster Schritt hierzu wäre der Wegfall der GFS in den Klassenstufen 8 und 9 oder die Angleichung der Korrekturregelungen an den gymnasialen Bereich. Auch dem zunehmenden Beratungsaufwand von Schülerinnen und Schülern oder der Eltern ist dringend Rechnung zu tragen. 

Unser Versprechen: Der VBE bleibt für Sie dran. Natürlich auch bei anderen aktuellen Themen. Der VBE hat die Realschulen im Blick – schon immer!

Gerhard Brand, Landesvorsitzender                          

Dirk Lederle, Stellvertretender Landesvorsitzender