Das Kultusministerium hat die Haupt- und Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen heute über die Beschlüsse der Landesregierung zur Änderung des Schulgesetzes und die damit einhergehenden Schulreformen informiert. Der VBE kommt zu einer differenzierten Bewertung der Maßnahmen. Wenn diese vor Ort gelingen sollen, muss das Land aus unserer Sicht mehrere Punkte dringend beachten und gegebenenfalls nachbessern.
Der VBE Baden-Württemberg setzt sich bei der Umsetzung der Schulreformen an der Sekundarstufe I für eine Reihe von Nachbesserungen ein:
Schulleitungs- und Funktionsstellen müssen erhalten bleiben!
Die Bildung von Verbünden darf nicht auf Kosten von Funktionsstellen gehen. Verbünde sind komplexe Organisationsstrukturen und erfordern ein zusätzliches Konrektorat nebst Abteilungsleitungen.
Freiwilligkeit bei der Entstehung von Verbünden!
Die Entscheidungshoheit muss primär bei den schulischen Gremien vor Ort liegen und nicht bei den Trägern. Einmischung und Druck seitens der Kommunen gilt es einzudämmen. Nur so kann eine vor Ort gewollte Einrichtung von Verbünden gelingen.
Alle WRS-Standorte müssen erhalten bleiben!
Entweder als eigenständige Standorte oder im Verbund mit einer Realschule unter Beibehaltung aller Funktionsstellen. Hinweisverfahren sind dringend auszusetzen, damit nicht voreilig Standorte geschlossen werden, die dann aufsteigend ab Klassenstufe 6 wieder benötigt werden.
Verbünde erfordern Anschubfinanzierung und Anrechnungsstunden!
Die Planung, Umsetzung und Ausgestaltung von Verbünden kosten Nerven, Zeit und Geld. Die betreffenden Schulen benötigen deswegen sowohl eine finanzielle Unterstützung als auch Zeit in Form von zusätzlichen Anrechnungsstunden.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Bestandslehrkräfte GHS verharren nach wie vor in A 12. Die Überführung dieser verdienten Lehrkräfte nach A 13 ist längst überfällig und mit der verstärkten Bildung von Verbünden zwischen Werkrealschulen und Realschulen ein Muss.
Zusätzliche Ressourcen für Innovationselemente und Klassenlehrerstunde!
Was am Gymnasium geht, muss auch an der Sekundarstufe 1 möglich sein. Mentoring, Medienbildung, Informatik und Demokratiebildung gibt es nicht zum Nulltarif und dürfen nicht auf Kosten der Kontingentstundentafel oder von Poolstunden gehen. Dies gilt genauso für den Bereich Naturwissenschaften und das Einrichten einer dringend benötigten Klassenlehrerstunde.
Zu einer differenzierten Betrachtung gehört aber auch eine Würdigung der aus unserer Sicht begrüßenswerten Maßnahmen.
Hierzu zählt der VBE:
- Die Stärkung der Basiskompetenzen und der Grundlagenfächer Deutsch und Mathematik.
- Die Stärkung des praktischen Arbeitens durch einen früheren Einstieg in den Wahlpflichtbereich ab Klassenstufe 6. Dies war schon immer ein Markenkern der Realschule und ist auch an der Werkrealschule dringend benötigt; wir begrüßen die Übertragung auf die Gemeinschaftsschule, der praktische Zugang zum Lerngegenstand spielt auch hier eine große Rolle.
- Die Möglichkeit der Flexibilisierung der Kontingentstundenstafel und dadurch vor Ort die Schulen stärker profilieren zu können.
- Mentoring/Coaching-Stunden an allen Sek-1-Schularten.
- Die Verkürzung der Orientierungsstufe an den Realschulen um ein Jahr und faktische die Rückkehr zur Versetzungsentscheidung in Klasse 5. Dies ermöglicht es, Schülerinnen und Schüler ihrer Begabung nach in homogenen Lerngruppen zu fördern und verhindert deren systematische Überforderung.
- Die Möglichkeit für Realschulen, vor Ort entscheiden zu können, wie sie mit dem G-Niveau umgehen wollen.
Der VBE wird die Weichenstellungen des Ministeriums weiterhin konstruktiv, aber auch kritisch begleiten und sich wie oben ausgeführt für die dringend benötigten Nachjustierungen starkmachen.
Weitere Infos
Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport informiert auf seiner Internetseite in verschiedenen Formaten über die Schulreformen:
- Fragen und Antworten des Ministeriums zu den anstehenden Schulreformen.
- Kultusministerin Theresa Schopper im Video zur Bildungsreform in der Werkrealschule.
- Kultusministerin Theresa Schopper im Video zur Bildungsreform in der Realschule.
-
Kultusministerin Theresa Schopper im Video zur Bildungsreform in der Gemeinschaftsschule.