VBE: Grundschulen vor dem Kollaps, Unterrichtsversorgung immer prekärer

Grundschulen vor dem Kollaps

Die Situation an den Grundschulen hat sich in den letzten Wochen zusehends verschärft und ist kurz vor Weihnachten mehr als angespannt. Viele Grundschulen stehen aufgrund der präkeren Lage kurz vor dem Kollaps. Aufgrund von krankheitsbedingten Lehrkräfteausfällen kann die Unterrichtsversorgung inzwischen nicht mehr überall gewährleistet werden. Eltern haben für Unterrichtsausfälle wenig Verständnis. Sie fordern zumindest eine Betreuung ein, wenn schon kein Unterricht stattfindet.

 

Warum ist die Lage an den Grundschulen so angespannt?

Aufgrund des Lehrkräftemangels gab es an den Grundschulen schon zu Beginn des Schuljahrs 21/22 keine ausreichende Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern. Nun fallen durch Schwangerschaften, Covid-19-Erkrankungen, Erkältungskrankheiten, Quarantäneregelungen aber auch durch die hohe Belastung immer mehr Lehrkräfte und Schulleitungen aus. Der VBE hat schon früh mit seinem Schreiben vom 23.09.2021 gewarnt, dass die Lage prekär ist, inzwischen ist sie gar niederschmetternd. An manchen Schulen fällt derzeit ein Drittel der Lehrerwochenstunden weg.

Jetzt braucht es schnelle, kurzfristige Lösungen! Der VBE führt in den nächsten Tagen bildungspolitische Gespräche mit beiden Regierungsparteien. Wir werden uns für eine Aufstockung des 70-Stundenkontingents und damit verbunden eine weitere Erhöhung im Bereich „nebenberufliche Tätigkeiten“ einsetzen, damit die Krankheitsvertretung finanziell interessant bleibt. Aber auch über eine Kürzung der Kontingentstundentafel muss nachgedacht werden. In der derzeitigen Situation müssen selbst unpopuläre Entscheidungen in die Überlegungen einbezogen werden.

Wir werden in den Gesprächen außerdem sehr deutlich darauf hinweisen, dass ein Schulstart beinahe ohne Krankheitsreserve nicht gutgehen kann. Der VBE fordert eine Lehrerversorgung von 110 %. Wenn keine Vertretungssituation vor Ort ist, dann könnten diese Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel das Thema Lernlücken bei den Kindern angehen.

Mehr Studienplätze und Ausbau der Krankheitsreserve dringend notwendig

Der VBE ist sich sicher, dass die Schulaufsicht und das Kultusministerium die Schulen gerne besser unterstützen würden, doch der Wunsch der Kultusministerin nach einer Erhöhung der Krankheitsreserve um 105 Deputate wurde vom Finanzministerium in diesem Umfang abgelehnt. Deshalb müssen nun hausinterne Lösungen gefunden werden, um die Lage an den Grundschulen zu entschärfen. 

In einem Schreiben an die Kultusministerin hat der VBE gefordert, Stellung zur Überlastungssituation und zum Lehrermangel zu beziehen und um weitreichende Lösungen gebeten. Langfristig braucht es einen konsequenten Ausbau der Studienkapazitäten, eine Erhöhung der Krankheitsreserve und gegebenenfalls eine Angleichung des NC. Darüber hinaus sind ebenfalls die über 40 Prozent (!) Studienabbrecher dringend in die Planungen miteinzubeziehen – der VBE hat in einem Gespräch mit der Wissenschaftsministerin auf die Problemlage hingewiesen und eine bessere Begleitung im Studium und bei den Übergängen eingefordert. Es darf nicht sein, dass wir fast die Hälfte aller angehenden Lehrerinnen und Lehrer auf halbem Weg verlieren. 

Walter Beyer, Stv. Landesvorsitzender