Der Hauptvorstand des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg tagte am Dienstag, den 8. März 2022 im Pforzheimer Parkhotel. Aus aktuellem Anlass rückte der Krieg in der Ukraine ins Zentrum der Tagesordnung. Der Landesvorsitzende, die weitere Verbandsleitung und die versammelten Funktionsträger zeigten sich tief erschüttert ob des von Russland ausgehenden Angriffskrieges auf die Ukraine und des grausamen Kriegsgeschehens.
Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand und seine drei Stellvertreter Walter Beyer, Dirk Lederle und Oliver Hintzen begrüßten die angereisten Funktionsträger im aussichtsreichen Dachgartensalon. Aufgrund der weiter angespannten Pandemielage und des strengen Hygienekonzepts vor Ort war die Sitzung auf 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschränkt. Der Hauptvorstand musste somit ohne die eigentlich fest eingeplanten Kreisvorsitzenden tagen. Noch vor der aktuellen Bildungspolitik und den Berichten aus der Verbandsleitung und den Landesbezirken diskutierte der Hauptvorstand den Ukraine-Konflikt.
Ukraine – wie können wir helfen?
Im Zentrum stand dabei die Frage, ob der VBE Baden-Württemberg sich in irgendeiner Form einbringen kann. Der Landesvorsitzende informierte, dass der VBE Bundesverband und seine beiden internationalen Dachorganisationen, die ETUCE und die EI, Solidaritätsbekundungen aufgesetzt haben. Ob diese jedoch die Partnerverbände in der Ukraine überhaupt erreichen können, ist ungewiss. Die E-Mail-Adressen der ukrainischen Ansprechpartner sind nicht mehr aktiv. Der VBE ist auf internationaler Ebene seit vielen Jahren im Austausch mit osteuropäischen Bildungsverbänden aus Polen und der Ukraine. Ein jährliches Treffen findet zu nicht Corona-Zeiten im Rahmen des Holocaust-Gedenktages am 27. Februar an der polnischen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau statt.
In Folge der gewaltigen Flüchtlingsströme aus der Ukraine ist auch in Baden-Württemberg als drittgrößtes Flächen- und stärkstes Industrieland der Bundesrepublik mit einer großen Flüchtlingszahl zu rechnen. Der Hauptvorstand war sich schnell einig, dass der VBE in seinem Fachgebiet der Bildung und Erziehung dem Land seine Unterstützung zusagt. Sollten die Kinder etwa eine Grundausstattung an Schulranzen und anderen Schulmaterialien benötigen, kann der VBE diese zur Verfügung stellen. Darüber hinaus will der Verband seine Mitglieder mobilisieren, um ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu vermitteln. Ziel ist es, die geflüchteten Kinder pädagogisch betreut aufzunehmen, auf den Regelunterricht vorzubereiten und behutsam in den Schulalltag zu integrieren.
Berichte der Verbandsleitung
Für die Verbandsleitung berichteten die stellvertretenden Landesvorsitzenden Walter Beyer, Dirk Lederle und Oliver Hintzen von ihren zahlreichen bildungspolitischen Gesprächen und Aktionen. Der vierte Stellvertreter, Michael Gomolzig, war in der Sitzung entschuldigt. Walter Beyer führte aus, dass der VBE BW im Kita-Bereich landesweit gut wahrgenommen wird. Die Medienpräsenz wächst, es gibt vermehrt Presseanfragen und das Kultusministerium lädt zu Fachgesprächen und Beratergremien ein. Der VBE hat sich mit dem Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK), der begleitenden DKLK-Studie, seinen Kita-Broschüren und zahlreichen Gesprächen mit der Bildungspolitik zu einem starken Sprachrohr der Erzieherinnen und Erzieher entwickelt.
Im Grundschulbereich berichtete Beyer von großen Nöten und Sorgen der Schulen. An vielen Grundschulen kommt es bedingt durch die dünne Personaldecke einerseits und den zusätzlichen Corona-Belastungen andererseits zu massiven Unterrichtsausfällen. Der VBE unterstützt durch zahlreiche Beratungen aber auch durch viele Aktionen und Apelle in Richtung Landesregierung. Unter anderem gab es einen Brandbrief an die Kultusministerin, der landesweit für Aufsehen sorgte. Die Ministerin reagierte ihrerseits mit einem ausführlichen Antwortschreiben und vielen Zusagen. Der VBE wird genau beobachten, ob die in Aussicht gestellten Entlastungen in der Praxis ankommen.
Nicht weniger angespannt ist die Lage an den SBBZ und im Bereich der Inklusion. Das zuständige VBE-Landesreferat leistete viele Beratungsgespräche und formulierte eine umfangreiche Stellungnahme zum Bildungsplan. Mit Mailings und einer Plakataktion versucht das Referat zudem den Druck auf das Ministerium weiter zu erhöhen. Für großen Unmut sorgte zuletzt die Schließung verschiedener SBBZ-Standorte – entgegen der Ankündigung des Landes, die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren nicht weiter ausdünnen zu wollen. Der VBE wird einen offenen Brief an die Ministerin richten.
Verstärkter Austausch mit der Landespolitik
Für die Bereiche Schulleitung, Sekundarstufe, Fachlehrkräfte sowie Recht- und Besoldung informierte Dirk Lederle den Hauptvorstand über seine weitreichenden Aktivitäten. Mit dem Kultusministerium wurde praktisch eine Regelkommunikation eingerichtet, diese umfasst auch wöchentliche Gesprächsrunden mit Ministerialdirektor Hager-Mann. Weitere Gespräche stehen mit den Landtagsfraktionen an, dabei wird es unter anderem um eine Stärkung der Haupt- und Werkrealschule, die Weiterentwicklung der Gemeinschaftsschule sowie das aktualisierte Realschulkonzept des VBE-Landesreferats gehen.
Das Ministerium hat seinerseits Herrn Lederle in verschiedene Expertengremien, Modellprojekte und Arbeitsgruppen eingeladen. Über seine Erfahrungen mit der Landespolitik schreibt der stellvertretende Landesvorsitzende regelmäßig in seiner Kolumne „Lederle spricht Klartext“, die monatlich im VBE-Magazin erscheint und sich großer Beliebtheit erfreut.
Der VBE hat zudem seine PR-Aktivitäten im Sekundarbereich deutlich ausgebaut: Presseaktionen, Schulmailings, Plakate, schulartspezifische Broschüren und der Realschultag haben ein großes Echo in den Schulen und Medien hervorgerufen. Herr Lederle bedankte sich ausdrücklich bei allen beteiligten VBE-Landesreferaten für die hervorragende Zusammenarbeit. Ein spezielles Lob überbrachte Lederle außerdem an Rosemarie Mohr, Leiterin des Landesreferats Fachlehrkräfte, und Bernhard Rimmele, Leiter des Landesreferats Tarifbeschäftigte. Der VBE-Vize bescheinigte beiden, über Jahre hinweg eine ausgezeichnete und sehr selbstständige Arbeit geleistet und sich den kommenden Ruhestand mehr als verdient zu haben.
Corona und kein Ende
„Die Pandemie hat sich verändert, aber sie ist noch lange nicht weg“, referierte schließlich Oliver Hintzen. Er forderte einen schlüssigen Langzeitplan von der Landesregierung für den weiteren Umgang mit der Pandemie. Das Argument, auf Sicht zu fahren, gelte im dritten Jahr der Pandemie nicht mehr. Das Land müsse sich jetzt überlegen, wie es im Herbst möglichst viel Präsenzunterricht gewährleisten kann.
Der VBE-Gesundheitsexperte berichtete zudem von zahlreichen Beratungen rund um das Thema Corona und Schule. Immer öfter kommt dabei die Frage der Diensterkrankung auf. Die Anerkennung einer Corona-Erkrankung als Arbeits- und Dienstunfall ist grundsätzlich möglich, gilt aber als schwierig. Die Lehrkraft muss nachweisen können, sich in der Schule infiziert zu haben und nicht etwa im privaten Umfeld.
Für den außerschulischen Bereich berichtete Hintzen über Videoschalten mit den Amtsspitzen des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und des Instituts für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW). Der VBE konnte bei vielen Themen eine schulpraktische Perspektive einbringen. Folgetermine für weitere Gesprächsrunden sind fest ins Auge gefasst. Weiterhin informierte Hintzen den Hauptvorstand über die Einrichtung eines neuen VBE-Landesreferats, das sich exklusiv um den außerschulischen Bereich kümmern wird. Die Führung des neuen Referats übernimmt Herr Martin Buhl, der als Bereichsleiter am ZSL tätig ist.
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