Kultusministerin Theresa Schopper hat mit ihren jüngsten Äußerungen zu den Themen Ausbau der Sprachförderung, Juniorklassen, Bildungsallianz und Schulsystem viele Fragen aufgeworfen. Der VBE Baden-Württemberg ordnet im Folgenden die Äußerungen ein. Die Kultusministerin sagte, man wolle nur noch schulreife Kinder einschulen. Die Idee ist richtig, zeigt doch die Erfahrung der vergangenen Jahre, dass es für Schulen extrem schwierig ist, diese Kinder auf Schulniveau heranzuführen.
Schulreife Kinder
Um Schulreife zu erlangen, muss die Förderung bereits an den Kitas ansetzen. Baden-Württemberg hatte dazu die Förderprogramme „Schulreifes Kind“ und „Bildungshaus“ aufgelegt. Während „Bildungshaus“ noch läuft, wurde „Schulreifes Kind“ eingestampft. Das war ein Fehler! Was wir dringend brauchen, ist die Etablierung von eben solchen Modellen, die bei der Förderung in den Kitas ansetzen und den Übergang in die Schule begleiten! Dazu ist es nötig, dass die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas, wie auch die Lehrkräfte an den Grundschulen genügend Zeit zur Verfügung bekommen, um sich in einer Kooperation zwischen Kita und Grundschule um diese Kinder kümmern zu können.
Gemäß einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung wird voraussichtlich der Mangel an Grundschullehrkräften in den nächsten Jahren ausgeglichen. Trifft dies zu, so ist die oberste Priorität, die Schulen mit ausreichend Lehrerinnen und Lehrern zu versorgen und die Kooperation mit den Kindertageseinrichtungen nach oben zu schrauben. Für den Bereich der Sprachförderung ist neben dem Einsatz von pädagogischen Fachkräften auch der Einsatz von Logopädinnen und Logopäden zu berücksichtigen.
Juniorklassen
„Juniorklassen“ für Kinder zu etablieren, die noch nicht schulreif sind, aber vom Alter her eingeschult werden müssen, ist richtig und unterstützenswert.
Da die Kultusministerin aber die „Juniorklassen“ an den Schulen verortet, löst dies die Schulpflicht für die Kinder aus. Deshalb ist es klar, dass die Schulen verlässlich mit Lehrkräften versorgt werden müssen. Momentan haben wir eine defizitäre Situation bei den Lehrkräften zu verzeichnen.
Soll jede Schule eine „Juniorklasse“ erhalten? Wird es im Bildungsplan Einzug halten? Und was ist dort von wem zu tun? Einen Begriff in den Raum zu werfen, ohne ihn genauer zu definieren, ist fahrlässig und trägt zur Verunsicherung derer bei, die Bildung an den Schulen und Kitas gestalten.
Bildungsallianz
Man kann die Prognose von Kultusministerin Schopper bezüglich eines Schulfriedens gutheißen, dass eine Bildungsallianz eine große Chance bietet und alle Fraktionen mit einem großen Verantwortungsbewusstsein unterwegs sind. Aber wenn wir in die Geschichte blicken, dann wäre dies der erste gelingende Schulfrieden.
Schullandschaft
Der Aussage der Ministerin, vieles spreche dafür „die Unübersichtlichkeit unseres Schulsystems zu lichten“, erteilt der VBE eine klare Absage. Die Schullandschaft im Sekundarbereich umfasst vier verschiedene allgemeinbildende Schularten – dies ist überschaubar. Mehr noch: Diese Schularten haben ihre Berechtigung, denn sie kommen dort zum Einsatz, wo sie in der Raumschaft gebraucht werden und sind passgenau an den Bedarf vor Ort zugeschnitten.
Der VBE Baden-Württemberg vertritt die Ansicht, dass es bei den Äußerungen von Kultusministerin Schopper gute Ansätze gibt. Aber jetzt geht es darum, wo sie institutionell verortet werden und vor allem, wer die Ideen vor Ort umsetzen soll.