VBE-Spitzengespräch in Stuttgart mit Delegation aus Tokio

Delegation aus Tokio zum VBE-Spitzengespräch in Stuttgart. Japanische Lehrer kommen erst um 20 Uhr aus dem Schulhaus.

In Zusammenarbeit mit dem japanischen Bildungsministerium entsendete der japanische Lehrerverband „National Center for Teachers‘ Development“ (NCTD) im Oktober dieses Jahres mehrere Gruppen von Lehrkräften zu Forschungszwecken nach Europa, in die USA, nach Kanada, Australien und Taiwan. Sie wurden nach einem speziellen Verfahren ausgewählt. Besuchsziele in Europa waren neben England, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Finnland, Norwegen und Dänemark auch Deutschland.

VBE Spitzengespräch mit Japan-Abordnung

Die japanische Delegation aus Tokio

Die Delegation, die nach Stuttgart kam, bestand aus Lehrkräften verschiedener japanischer Schulformen sowie verantwortlichen Mitarbeitern aus der Kultusverwaltung. Zusammen mit der Dolmetscherin Tomiko Nakayama-Langhein handelte es sich um eine Gruppe von 25 Personen. Angeführt wurde sie von Akihide Osugi, Direktor Dept. for Elementary and Secondary Education, sowie von Kinya Tsuruta, Senior Supervisor Global Human Resource Development, Educational Policy Division, Saga Prefectural Government.

Ziel der Reise war es, sich intensiv über aktuelle bildungsrelevante Themen im jeweiligen Land zu informieren. In Deutschland lag der Schwerpunkt auf den Auswirkungen der PISA-Studie auf das deutsche Schulsystem in Bezug auf Lehrpläne, Unterrichtsstrukturen, Lehrmaterial, Lehrmethoden, Unterrichtsevaluierung und Ausbildungsperspektiven. In Stuttgart fand vor dem Gespräch mit dem VBE ein Besuch beim Landesinstitut für Schulentwicklung sowie bei mehreren Schulen statt.

VBE Spitzengespräch mit Delegation aus Tokyo

Gerhard Freund, stv. Landesvorsitzender, stellt der Delegation den VBE vor

Mit ausgesuchter Höflichkeit wurden die beiden stellvertretenden VBE-Landesvorsitzenden, Gerhard Freund und Michael Gomolzig, von der japanischen Delegation im Stuttgarter Rega-Hotel empfangen. Nicht nur als Gerhard Freund den VBE vorstellte, herrschte im Raum Stille und hoch konzentrierte Aufmerksamkeit bei den beinahe wie für einen Festakt gekleideten Japanern. Wer etwas fragen wollte, meldete sich zurückhaltend und wartete geduldig, bis er von der Dolmetscherin aufgerufen wurde. Es wurde fleißig mitgeschrieben. Gespräche mit dem Tischnachbarn fanden während des zweistündigen Gedankenaustausches nicht statt. Kein Teilnehmer warf auch nur einen Blick auf sein Smartphone oder das Tablet. Alle waren äußerst diszipliniert.

Besonderes Interesse fanden die Lehrerausbildung, der Beamtenstatus, das Selbstorientierte Lernen der Schüler, die Gemeinschaftsschule und die Kompetenzorientierung mit Berücksichtigung des Bildungsplanes 2016. Zu Nachfragen führte die Arbeitszeit der Lehrer. In Japan sei es üblich, dass Pädagogen die Schule nicht vor 20 Uhr verließen, wurde ob des in Baden-Württemberg üblichen 25 bis 31 Stunden-Deputats à 45 Minuten mit einem gewissen Erstaunen von Seiten der Gäste eingeworfen. Gerhard Freund erklärte die vielfältigen zusätzlichen Arbeitsgebiete der Lehrer neben der Unterrichtstätigkeit und bemängelte, dass es für eine Präsenz der Pädagogen an den Schulen viel zu wenig (Computer-)Arbeitsplätze gebe. Michael Gomolzig wies auf die stark in Anspruch genommenen Teilzeitbeschäftigungsmöglichkeiten im Schuldienst hin, die einem ganztägigen Verbleib des Lehrpersonals im Schulhaus entgegenstünden.

VBE Spitzengespräch mit japanischer Delegation

Japanische Gastgeschenke

Als sich die beiden stellvertretenden VBE-Vorsitzenden nach dem Austausch kleinerer Gastgeschenke verabschiedeten, standen alle 25 Delegierten geräuschlos auf, falteten die Hände vor dem Oberkörper und verneigten sich mehrmals…