Werte Kolleginnen und Kollegen, das Schuljahr 2021/2022 geht zu Ende und wir sind geneigt zu sagen: Na, endlich! Corona hat den Schulbetrieb auch im dritten Jahr aufgerieben und die Ukrainekrise hält uns mit Flüchtlingszahlen in Atem, die jene aus 2015, dem Jahr der sogenannten Flüchtlingskrise, weit übersteigen. Zwei Szenarien, die angesichts einer nicht ausreichenden Personallage alle Schularten an die Schmerzgrenze geführt haben. Als VBE haben wir uns in diesem Schuljahr oft gefragt, was wir konkret tun können.
Als zu Schuljahresbeginn die Impfdiskussion hochkochte, haben wir erfolgreich dafür geworben, Lehrkräfte von der fünften in die zweite Impfgruppe hoch zu stufen. Als im Februar der Krieg ausbrach und immer mehr schutzsuchende Ukrainerinnen sich mit ihren Kindern auf den Weg zu uns machten, haben wir umgehend einen landesweiten Pool an hilfsbereiten Lehrkräften aufgebaut. Abseits von Corona und der Ukrainekrise konnte der VBE dank einer soliden juristischen Verbandsarbeit durchaus wichtige Fortschritte für die Lehrerschaft erzielen:
- Gehaltsanhebung für Fachlehrkräfte: Bislang wurden die Kolleginnen und Kollegen im Eingangsamt nach A9 bezahlt. Dank unserer Musterklage beim Verfassungsgericht wurde die Eingangsbesoldung nun auf A10 angehoben. Wir fordern, dass hiervon auch die Bestandslehrkräfte profitieren müssen.
- Verbesserungen für kinderreiche Lehrkräfte: Auch hier gab das Verfassungsgericht unserer Klage recht, kinderreiche Lehrkräfte müssen eine höhere Familienzulage erhalten.
- Rücknahme der Beihilfeverschlechterungen: Hier sind wir ebenfalls erfolgreich juristisch vorgegangen. Die Begrenzung auf 50% Beihilfesatz für neueingestellte Lehrkräfte ist Geschichte.
Viele faktenbasierte Umfragen des VBE im vergangenen Schuljahr
Und da der VBE lieber faktenbasiert statt ideologisiert vorgeht, haben wir in diesem Schuljahr nochmals verstärkt Studien durchgeführt, um die diversen Problemlagen möglichst präzise erfassen zu können. Unsere Mitgliederumfrage etwa zu Lernen mit Rückenwind konnte empirisch aufzeigen, an welchen Stellschrauben das Ministerium nachjustieren sollte. Die Fortsetzung unserer mit dem Forschungsinstitut forsa entwickelten Schulleitungsstudie zeigte indessen, dass die Arbeitsmotivation einen historischen Tiefpunkt erreicht hat. Und dass die Kolleginnen und Kollegen vor allem eines dringend benötigen: Mehr Zeit!
Wieder in Zusammenarbeit mit forsa folgte eine wissenschaftliche Untersuchung zur Lehrkräftegesundheit. Es zeigte sich, dass die hohe Arbeitsbelastung kein Alarmismus von uns Verbänden ist: An immer mehr Schulen fallen immer mehr Kolleginnen und Kollegen infolge physischer und psychischer Erkrankungen langfristig aus – und zwar an allen Schularten. Gemeinsam mit dem VBE Bund und dem Bildungsforscher Prof. em. Dr. Klaus Klemm haben wir schließlich ein Gutachten zum Lehrkräftebedarf veröffentlicht. Dieses deckte grobe Schwachstellen in den Berechnungen der Kultusministerkonferenz auf und zwang diese dazu, ihre Prognosen kräftig zu korrigieren.
Mit Ihrem Mandat im Rücken konnten wir unsere Studienergebnisse erfolgreich nutzen. Unser Ziel ist es, die Krise in eine Chance zu wenden. In diesem Sinne möchten wir uns bei Ihnen für die gute Zusammenarbeit bedanken – denn nur gemeinsam sind wir stark.
Der VBE Baden-Württemberg wünscht allen Lehrerinnen und Lehrern des Landes einen erholsamen Sommer!
Unser Versprechen: Der VBE bleibt für Sie dran!
Gerhard Brand, Landesvorsitzender