Das Kultusministerium (MKS) und die Akademie Ländlicher Raum hatten zum Gedankenaustausch geladen. Es ging um die Ganztagesschule im Ländlichen Raum, die man wie Jonas Esterl vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) einleitend referierte, natürlich mit den gegebenen Möglichkeiten gestaltet werden müsse, die sicher nicht mit den städtischen Gegebenheiten vergleichbar sei. Aber so, wie die GTS im Ländlichen Raum gestaltet werden kann, müsse sie die Qualität aufweisen, die die potentiellen Interessenten lockt, das Angebot auch anzunehmen.
Der Teilnehmerkreis war bunt: Schulverwaltungsbehörden aller Stufen, Vertreter der Beratungsgremien des Kultusministeriums, Gemeinden, Eltern, kurz, alle die, die bei der GMS mitmachen können oder sollten, hatten die Möglichkeit das Wort zu ergreifen. Für den Verband Bildung und Erziehung (VBE) nahm das Mitglied des Landesvorstandes, Josef Klein, teil. Vorteilhaft war, dass die meisten Teilnehmer der Tagung schon mit GTS in Berührung sind und aus ihrem reichen Erfahrungsschatz schöpfen konnten. Schulleitungen waren ebenfalls anwesend, gefühlt war aber die Lehrerschaft unterrepräsentiert. Wie gut, dass der VBE als Vertretung der Lehrerschaft anwesend war.
Workshops als Ideenpool
Schnell wurden vier Workshops gebildet, in denen Gelingensbedingungen für die GTS auf dem Land erarbeitet wurden. Nach dem jeweils einstündigen Arbeitskreis wurden die Ergebnisse im Plenum zusammengetragen. Die weitgehendste Feststellung war, dass es „die“ GTS im ländlichen Raum gar nicht gibt. Jede Schule und Gemeinde habe ihre Besonderheiten. Es sei deshalb erforderlich, einen „Pool der Möglichkeiten“ einzurichten, aus denen die Gemeinden nach ihren Bedürfnissen auswählen könnten. Ein großes Problem scheint die Erkennung einer GTS-Struktur an einigen (vielen) Schulen zu sein, das gehe los bei den Uhrzeiten, an denen nicht erkennbar sei, ob und wann GTS-Betrieb durchgeführt wird und durchgeführt wird und werden könne. Eine wichtige Forderung war die Einrichtung einer Koordinierungsstelle, die für Kontinuität im Angebot sorgt, auch und besonders, wenn Lehrkräfte oder Betreuer erkranken. Schulleitungen seien im Tagesgeschäft genug belastet, es dürfe nicht an ihnen hängen, alles einzurichten und abzurechnen und zusätzlich GTS-Vertretungen organisieren zu müssen. Insgesamt sei es auch wichtig zu wissen, wer wofür zuständig ist. Verlässlichkeit sei das A und O.
Weitere Themen waren der ÖPNV und der in Rhythmisierung des Schultages liegende Abwechslungsreichtum von Ruhephasen in Ruheräumen sowie attraktive Bewegungsangebote. Auch müsse das Mensaessen eine gute Qualität aufweisen. Es war höchst eindeutig, dass das Wort „Haus“aufgabe mit dem GTS-Angebot seinen Sinn verliert. Schule müsse mit der Ankunft des Schülers im Elternhaus erledigt sein. Was seitens der Eltern auch mehrfach geäußert wurde erstaunt: Das Angebot des Teilnahme des Schülers an der GTS müsse auch an nur 2 Tagen ermöglicht werden, ohne dass Lehrerstunden gestrichen werden. Es erklang kein erkennbarer Ruf nach einer gebundenen GTS auf dem Land.
VBE drängt auf „Zeit“
In seinen Diskussionsbeiträgen warf Josef Klein namens des VBE einen Blick auf die Anrechnungen. Die GTS sei mit nur einer Stunde Anrechnung für die Schulleitungen ein zusätzlicher Faktor, dass Schulleitungen sich mehr um Verwaltung kümmern müssen statt Schule gestalten zu können. Schulleitungen und Lehrkräfte bräuchten mehr Zeit um die Qualität von Bildung und Erziehung hochhalten zu können. Auch das Hereinholen von Ehrenamtlichen in die Schulen habe ihre Tücken, denn zu den Zeiten, wo sie Betreuung vielfältiger Art anbieten sollten, arbeiten sie in ihrem Beruf oftmals selbst. Theorie und Praxis könnten hier kaum stimmig in Einklang gebracht werden.
Ein weiterer Punkt war die Qualifizierung und Zertifizierung der in den GTS Tätigen. Zwar sollen Betreuer, die „nur“ ihr Hobby verbreiten wollen, weiterhin ohne Schulung in der GTS arbeiten dürfen. Aber Personen, die sich auf Grund der Tätigkeiten weiterqualifizieren wollten, ihnen müssten auch entsprechende Angebote zur Verfügung stehen. Über eine Zertifizierung der Tätigkeiten könne gegebenefalls auch ein Standbein für einen weiteren pädagogischen Beruf erworben werden.