100 Jahre Grundschule: Würdigung einer demokratischen Institution

Am 31. Juli 2019 feiert die Grundschule ihren 100. Geburtstag. Mit Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung vor 100 Jahren entwickelte sich die erste demokratische Schule in Deutschland – eine Erfolgsgeschichte. „Klare Maxime der Grundschule war damals wie heute, die eine Schule für alle zu sein. Keine andere Schule verwirklicht den Anspruch auf ein inklusives Bildungssystem derart wie die Grundschule. Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen, mit und ohne Migrations- oder Fluchthintergrund, mit Elternhäusern, die ihnen schlechtere oder bessere sozio-ökonomische Bedingungen bieten können, sie alle lernen hier zusammen“, betont der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand.

Brand weiter: „Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer nehmen Kinder in besonderem Maße in ihrer Verschiedenartigkeit an. Sie begegnen unterschiedlichen Bildungsständen, Erziehungserfahrungen sowie physischen und psychischen Voraussetzungen, immer mit dem Ziel, jedes Kind individuell und bestmöglich mit Blick auf dessen weiteren Bildungsweg zu fördern.“

Insbesondere in Anbetracht der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit würdigt der Landesvorsitzende die enorme Verantwortung, die Grundschullehrkräfte übernehmen: „Die Grundschule ist die erste schulische Institution, die Antworten auf drängende und wichtige gesellschaftliche Fragen finden und leben muss. Das, was Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer in puncto Adaptionsfähigkeit leisten, sei es im Hinblick auf Integration, Inklusion oder bei der Vermittlung demokratischer Werte und Normen in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft, all das kann gar nicht hoch genug gewertschätzt werden.“

100 Jahre Grundschule: Hoher Reformbedarf

Zwischen Ansprüchen und Aufgaben, die an Grundschule herangetragen werden und Anerkennung und Gelingensbedingungen, auf die Grundschule zurückgreifen kann, sieht Brand dagegen ein eklatantes Missverhältnis: „Die Grundschule ist im internationalen Vergleich unterfinanziert – und das in einem so reichen Land wie Deutschland. Das muss sich ändern. Um Grundschulen in die Lage zu versetzen, die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen zu können, sind Lerngruppengrößen möglichst klein zu halten. Kinder mit Förderbedarfen verlangen nach einer intensiveren Betreuung. Dies muss Lehrkräften entsprechend angerechnet werden. Es bedarf Unterstützungssysteme, etwa durch den Aufbau multiprofessioneller Teams sowie durch administrative Entlastung und einen technischen Support bei der Digitalisierung.“

Weiteren Reformbedarf sieht Brand bei der Gebäudesanierung und und der Besoldung der Lehrkräfte. „Schulgebäude sind in einen Zustand zu versetzen, der zukunftsgerechtes Lernen und Lehren erst ermöglicht. Zudem gibt es keine tragfähige Begründung, warum Grundschulkräfte immer noch eine schlechtere Besoldung erhalten, als Lehrerinnen und Lehrer anderer Schulformen. Die Eingangsbesoldung A 13 muss für Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer bundesweiter Standard werden. Hier ist die Politik gefordert, endlich entsprechende Grundlagen zu schaffen“, so Brand.