Lehrerlaptops: 65 Millionen vom Bund sind nur auf den ersten Blick eine gute Sache

Seit dem 1. Februar sind Bundesgelder in Höhe von 65 Millionen Euro für digitale Dienstgeräte für Lehrkräfte freigegeben. 6,5 Millionen davon hat das Land Baden-Württemberg dazugegeben. „Wie wir prophezeit haben, hat es entgegen der ursprünglichen Ankündigung bis Ende 2020 nicht geklappt, aber die Geräte kommen jetzt endlich“, schmunzelt Oliver Hintzen, Experte für Digitales und stellvertretender Landesvorsitzender des VBE.

Mit Blick auf die Gelder dämpft Hintzen jedoch die Erwartungen an die Lehrerlaptops: „65 Millionen Euro klingt zunächst nach viel Geld. Es fehlen jedoch konkrete Angaben, wie viel Mittel der Schulträger pro Gerät erhält. Nach Berechnungen des VBE werden für jede 100%-Lehrkraft 650 Euro vom Kostenträger zur Verfügung gestellt. Dies ist ein äußerst knappes Budget. Hiervon sind das Gerät und die Software zu kaufen. Wir benötigen aber hochleistungsfähige Hard- und Software für das digitale Unterrichten, die Vorbereitung von Digital- und Präsenzunterricht und die datenschutzkonforme Verwaltung von hochsensiblen Schülerdaten. Zudem sind die Geräte in die schuleigene Infrastruktur zu integrieren. Die Geräte sollen die eierlegende Wollmilchsau sein. Wenn man die Lizenzen und die Administration von den Fördersummen abzieht, bleibt aber nicht mehr viel Geld für das eigentliche Gerät übrig.“

Teilzeitkräfte solle sich Lehrerlaptops teilen

Das Hauptproblem sieht Hintzen allerdings woanders: Die Endgeräte werden nicht allen Lehrkräften im gleichen Umfang zur Verfügung stehen.

Hintzen: „Über die Hälfte der Lehrkräfte in Baden-Württemberg sind in Teilzeit. Je nach Beschäftigungsumfang müssen sich gemäß der neuen Vereinbarung von Bund und Ländern mehrere dieser Lehrkräfte einen Laptop teilen. Es muss jedem klar sein, dass dies nicht funktionieren kann! Das Chaos ist vorprogrammiert! Wenn sich drei Handwerker auf drei verschiedenen Baustellen eine Handkreissäge oder im Büro drei Sachbearbeiterinnen gleichzeitig einen PC teilen müssen, wird jedem klar, dass jemand bei der Planung geschlafen hat!“

Der Digitalexperte mahnt dringend zur Nachbesserung: „Das vorliegende Konzept ist nicht bis zum Schluss durchdacht! Die Politik hat über Jahrzehnte die Digitalisierung verschlafen. Jetzt muss sie endlich klare Kante zeigen: Wie soll es langfristig um die Digitalisierung der Schulen stehen?“

Weiterführende Infos

Hier kommen Sie zur Pressemeldung des Kultusministeriums.

VBE-Umfrage „Corona aus Sicht der Schulen“.