Im Zusammenhang mit den terroristischen Aktionen der Hamas betont Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), den Einsatz von Lehrkräften bei der Schlichtung von schwelenden Konflikten auf den Schulhöfen: „Klar ist, dass wir vor viel größeren Herausforderungen stünden, wenn Lehrkräfte nicht sowieso schon jeden Tag Haltung zeigen würden. Als Demokratinnen und Demokraten tun sie unter den widrigen Umständen, welche auf jahrelange politische Versäumnisse zurückzuführen sind, ihr Möglichstes, den Schulfrieden zu wahren.“
Zum Umgang mit Antisemitismus an Schulen allgemein ergänzt Brand: „Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft. Insofern werden auch in den Schulen die Spannungen wahrgenommen, die derzeit allerorten zu spüren sind. Diese Spannungen treten aber nicht nur in der aktuellen Situation auf, sondern sind die Folge der politischen Nachlässigkeit bei der konsequenten Bekämpfung antisemitischer Tendenzen in unserer Gesellschaft.“
„Trotz jahrelanger und vehementer Forderungen von Interessenvertretungen und Gewerkschaften gibt es keinen bundesweiten Definitionsrahmen, was ein antisemitischer Vorfall ist. Ebenso gibt es keine einheitliche Meldepflicht für Vorfälle in den Schulen und nur vereinzelt unabhängige Beratungsstellen für Betroffene antisemitischer Gewalt. Die Folge: eine hohe Dunkelziffer, die seit Jahren wächst und eine Herausforderung, die schlichtweg nicht mehr von heute auf morgen gelöst werden kann. Es muss endlich Bewegung in das Vorhaben kommen, antisemitische Tendenzen konsequent zu bekämpfen. An den Schulen braucht es dafür in erster Linie deutlich mehr Zeit und personelle Ressourcen. Daneben braucht es aber auch Fortbildungen für Lehrkräfte, um eine gelingende Präventionsarbeit gewährleisten zu können.“
„Wie sollen Schulen ein Verbot umsetzen, ohne Lehrkräfte zur Zielscheibe zu machen?“
Zur aktuellen Debatte um ein Verbot palästinensischer Symbole in Berlin mahnt Brand: „Was es akut zu verhindern gilt, ist die Verherrlichung der unmenschlichen Verbrechen der Hamas und eine Verhöhnung der Opfer. Die umfassende Wirkung eines Verbots ist aber ein frommer Wunsch aus der verwaltungsromantischen Märchenkiste. Die Umsetzung fände zudem auf dem Rücken der Lehrkräfte vor Ort statt. Wenn sich die Politik einbildet, sich mit einem Verbot ein reines Gewissen erkaufen zu können, liegt sie falsch. Es braucht umgehend konkrete Ideen, wie Schulen jetzt gerade handeln sollen. Die Politik schneidet sich ins eigene Fleisch, wenn sie durch Haushaltskürzungen etwaige Sicherheitsdienste, die ein Verbot durchsetzen könnten, einfach wegspart. Wie also sollten Schulen ein Verbot umsetzen, ohne Lehrkräfte zur Zielscheibe für Gewalt zu machen?“
Weitere Infos
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Im Jahr 2021 feierten verschiedene Kultureinrichtungen 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – alle Infos dazu finden Sie hier: https://www.1700jahre.de/