Bertelsmann-Studie unterstreicht dringenden Handlungsbedarf: Gewalt darf keine Schule machen

„Wir erleben in Deutschland eine zunehmende Gewalt an Schulen, sowohl physischer als auch psychischer Art, sowohl gegen Schülerinnen und Schüler als auch gegen Lehrkräfte“, kommentiert der Landesvorsitzende des VBE, Gerhard Brand, die heute vorgestellten Ergebnisse einer repräsentativen Studie der Bertelsmann Stiftung. Danach erlebt die Mehrheit der befragten Schülerinneren und Schüler zwischen 8 und 14 Jahren Gewalt und Ausgrenzung, ein Viertel der Befragten fühlt sich an Schule nicht sicher.

„Gewalt an Schule ist kein Einzelfall, sondern schulform- und jahrgangsübergreifende Realität, die wir nicht verleugnen, sondern als gemeinschaftliche Aufgabe begreifen müssen. Einzel- und ad hoc-Maßnahmen greifen bei diesem komplexen Problem zu kurz. Was Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte brauchen, sind jederzeit zugängliche, aufeinander abgestimmte und nachhaltige Unterstützungsleistungen“, erläutert Brand.

„Neben einer Behandlung der Symptome meint das vor allem die entschiedene und langfristige Investition in die Prävention. Schule muss in die Lage versetzt werden, den steigenden Anforderungen in puncto Erziehungsauftrag nachkommen zu können. Erziehungsaufgaben müssen mehr Platz finden im engen Korsett der Leistungsorientierung. Schulen brauchen dafür die Unterstützung anderer Professionen und vor allem Zeit und nochmals Zeit“, fordert der Landesvorsitzende.

Politik muss Schulen stützen

Brand weiter: „Heterogenität und Diversität an Schule sind heute Normalität. Diesem Umstand wird durch die politisch Verantwortlichen allerdings nicht ausreichend Rechnung getragen. Ohne Unterstützung in zu großen und sehr heterogenen Klassen als einzige Lehrkraft zu unterrichten ist häufig eine nicht mehr zu bewältigende Herausforderung. Die Politik darf die Lehrkräfte hier nicht im Regen stehen lassen.“

Dass Eltern als auch Lehrkräften das Thema Werteerziehung an Schule, unter anderem der Erwerb sozialer Kompetenzen und das Einüben von Toleranz und Konfliktfähigkeit, enorm wichtig ist, hat eine vom VBE in Auftrag gegebene repräsentative forsa-Umfrage gezeigt. Zugleich zeigt sich, dass Eltern und Lehrkräfte Defizite bei der Umsetzung der mit einer Werteerziehung verbundenen Bildungs- und Erziehungsziele sehen.

Der VBE fordert
  • Ein breiteres Angebot von spezifischen Lehreraus-, -fort und -weiterbildungen, die sich intensiv mit den Anforderungen durch heterogene Schülergruppen auseinandersetzen.
  • Bessere Unterstützung der Schulen durch multiprofessionelle Teams, insbesondere durch psychologisch geschulte Fachkräfte und Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter.
  • Bessere Voraussetzungen für die Erziehungspartnerschaft zwischen Lehrkräften und Eltern.
  • Mehr Flexibilität, freie Gestaltungsräume und vor allem mehr Zeit für Schule, um Gewaltprävention und Werteerziehung an Schule zu intensivieren.
  • Vermittlung von Medienkompetenz als Prävention gegen Cybermobbing.
  • Die Entwicklung klarer Strukturen, was nach einem Übergriff zu tun ist und an wen sich Schulkinder sowie Lehrkräfte wenden können.
  • Die statistische Erfassung von Vorfällen physischer und psychischer Gewalt an Schule.