DKLK-Studie: Kita-Leitung in Zeiten des Fachkräftemangels

„Was wir aufgrund der Ergebnisse der DKLK-Studie 2019 feststellen müssen, ist in einem Wort zusammengefasst: ernüchternd. Zu beobachten ist zweierlei: Einerseits hochengagierte Kita-Leitungen, Kita-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich bis an ihre Belastungsgrenzen dafür einsetzen, trotz aller Engpässe, ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag zu erfüllen. Und andererseits die Politik, die ihre Verantwortung auf dem Rücken dieser Menschen ablädt und überfällige Investitionen nur in homöopathischen Dosen verabreicht. Durch ihr Nicht-Handeln drohen Erziehungseinrichtungen, die einst weltweit unter dem Begriff ‚Kindergarten‘ als Vorbild dienten, zu besseren Verwahranstalten zu verkommen“, kommentiert Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), anlässlich der heutigen Vorstellung der Umfrage im Rahmen des Deutschen Kitaleitungskongresses in Stuttgart.

Ein zentrales Resultat der Studie lautet, dass das Betreuungsangebot der Kitas in Baden-Württemberg massiv beeinträchtigt ist. 90 Prozent der befragten Kitas haben in den letzten zwölf Monaten mit einer Personalunterdeckung gearbeitet, mit weitreichenden Folgen: Den Angestellten steht weniger Zeit für das einzelne Kind zur Verfügung und Gruppen müssen vergrößert oder geschlossen werden, um die Aufsichtspflicht zu gewährleisten. Zudem müssen spezielle Lernangebote und Ausflüge eingestellt oder ausgesetzt werden. Vier von zehn Kita-Leitungen geben an, dass sie die Angebote für Kinder vorübergehend oder längerfristig reduzieren müssen. „Das sind beunruhigende Entwicklungen. In zahlreichen Kitas ist aus der Ausnahme längst die Regel geworden“, konstatiert Brand.

Kita-Leitungen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen

Neben dem Personalmangel belasten Verwaltungsaufgaben die Kita-Leitungen. Diese haben sich für 60 Prozent der Befragten erhöht. Darüber hinaus empfinden zwei Drittel aller Kita-Leitungen ihre Bezahlung als unangemessen. „Die Fakten sind genau gegenläufig zu den Bekundungen der Politik, bei der Verwaltungsarbeit für Entlastung zu sorgen und dem Kita-Personal faire Löhne zu bezahlen. Da wundert es wenig, dass sich gerade einmal drei Prozent der Kita-Leitungen durch die Politik angemessen wertgeschätzt fühlen. Wertschätzung, so muss man festhalten, sieht anders aus“, erläutert Brand die Zahlen.

Mehr Zeit für die Kita-Leitung und deutlich höhere Löhne nötig

Der VBE fordert die Politik eindringlich auf, in substanzielle Lohnsteigerungen zu investieren. Zusätzlich braucht es flächendeckende Maßnahmen, um qualifiziertes Personal zu gewinnen. Die Kita-Leitungen sind darüber hinaus spürbar zu entlasten: Anrechnungsstunden für die Leitungsarbeit sind dringend zu erhöhen. Verwaltungsaufgaben sowie die gesetzliche Überregulierung sind abzubauen und der Einsatz von multiprofessionellen Teams ist zu ermöglichen. „Es wäre wünschenswert, mit den Mitteln, die das Gute-Kita-Gesetz zur Verfügung stellt, endlich die Leitungszeit für die Kita-Leitungen aufzustocken. Zudem sollte die Politik die Mittel nutzen, um die Qualität der PIA-Ausbildung zu sichern und den Erzieherinnen und Erziehern, die die Auszubildenden in der Praxisphase begleiten, einen angemessenen zeitlichen oder finanziellen Ausgleich zu erteilen. Das wären Investitionen in eine nachhaltige Entwicklung“, so der VBE-Landesvorsitzende.

Hintergrund: DKLK-Studie 2019

Die DKLK-Studie mit dem Titel ‚Kita-Leitung in Zeiten des Fachkräftemangels‘ wurde vom VBE Baden-Württemberg und dem VBE-Bundesverband sowie dem Informationsdienstleister Wolters Kluwer durchgeführt. An der Umfrage, welche zum fünften Mal erhoben wurde, haben bundesweit 2.628 Kita-Leitungen teilgenommen. Für Baden-Württemberg liegt eine hochrepräsentative Teilstichprobe vor. Der Deutsche Kitaleitungskongress ist eine gemeinsame Veranstaltung der genannten Partner und der AOK.