Konsequent gegen den Mangel an Lehrkräften vorgehen, die öffentlichen Schulen stärken und eine hochwertige Bildung und Erziehung sicherstellen: „In der Bildungspolitik ist der Handlungsbedarf dringender denn je. Das heute vorgestellte Gutachten der SWK sollte für die KMK einen unüberhörbaren Startschuss darstellen, um die Gewinnung und Ausbildung von Lehrkräften in den Ländern voranzubringen“, mahnt der VBE-Vorsitzende Gerhard Brand nach der heutigen Pressekonferenz um die Vorstellung des Gutachtens der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) zur Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht.
Brand: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in einen Teufelskreis kommen. Der Lehrkräftemangel bedroht auf besorgniserregende Weise die Qualitätsstandards in der Ausbildung. Damit senkt die Politik aber auch die Unterrichtsqualität in den Schulen. Die immer wieder erschreckenden Ergebnisse, zu denen zahlreiche Bildungsstudien kommen, führen uns klar vor Augen, dass die Qualitätssicherung an oberster Stelle stehen muss. Dies hat die SWK in ihrem Gutachten auch klar benannt. Einige der heute vorgestellten Vorschläge der SWK unterlaufen jedoch das Qualitätsprinzip, etwa die Kürzung des Referendariats auf zwölf Monate oder die Einführung eines Ein-Fach-Masters. Um Unterrichtsqualität und Unterrichtsversorgung sicherstellen zu können, bedarf es breit angelegter Strategien und nachhaltiger Investitionen in eine hochwertige Aus-, Fort- und Weiterbildung unserer Lehrkräfte. Und zweifellos ist es auch wichtig, valide Daten sowohl zum Lehrkräftebedarf als auch über die Studierendenzahlen und Ausbildungsverläufe zu erheben.“
VBE sieht Ein-Fach-Master und Verkürzung des Referendariats kritisch
Zum Vorschlag des Ein-Fach-Masters im Seiteneinstieg erklärt Brand weiter: „Der Ein-Fach-Master ist noch nicht zu Ende gedacht. Er geht an der schulischen Realität vorbei, weil gerade an kleinen Schulen gar nicht ausreichend Stunden gebraucht werden, sodass sich dann mehrere Schulen eine Lehrkraft teilen müssten. Zudem sieht die Wissenschaft nicht, wie diese Person am Ende fachfremd unterrichtet. Das ist ein Einfallstor für Deprofessionalisierung.“
Zur vorgeschlagenen Verkürzung des Referendariats durch studienbegleitendes Unterrichten sagt Brand: „Die SWK schlägt vor, dass Studierende, die bereits im Studium in der Schule unterrichten, dies angerechnet bekommen können auf die Referendariatszeit, sodass diese auf 12 Monate gekürzt werden würde. In der zweiten Phase der Ausbildung würden dann Studierende ohne und mit Praxiserfahrung angemessen begleitet werden müssen. Das ist organisatorisch schlicht nicht leistbar. Außerdem verkennt die Anrechnung einen wichtigen Aspekt der Ausbildung: Das Referendariat ist Schutzraum und muss Möglichkeit zum Austesten und Fehlermachen bieten. Diese Zeit einfach zu verkürzen, ist nicht Gewinn, sondern Verlust!“
„Wir brauchen in der Bildung keine Fragezeichen, sondern Ausrufezeichen!“
Mit Blick auf die angespannte Haushaltslage im Bund warnt der VBE-Vorsitzende davor, Investitionen in den Bildungsbereich zurückzuhalten: „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum zweiten Nachtragshaushalt 2021 hat nicht zuletzt auch in der Bildungspolitik zu großen Verunsicherungen geführt. Hinter vielen Vorhaben steht jetzt ein großes Fragezeichen. Großbaustellen wie der Digitalpakt 2.0 und das Starchancenprogramm sind weiterhin offen. Dabei ist es ganz entscheidend, dass wir bei der Digitalisierung nicht den Anschluss verlieren und für mehr Bildungsgerechtigkeit an unseren Schulen sorgen. Und das geht nur mit einer angemessenen Finanzierung. Wer heute bei der Bildung spart, zahlt morgen bei den gesellschaftlichen Folgekosten drauf. Wir brauchen keine Fragezeichen, sondern Ausrufezeichen!“
Weiterführende Infos
Das SWK-Gutachten „Lehrkäftegewinnung und Lehrkäftebildung“ finden Sie hier.
Wie sich der Lehrkräftemangel an den Schulen auswirkt hat die jüngste forsa-Umfrage des VBE aufgezeigt – alle Infos dazu finden Sie hier.