In letzter Zeit rückten die sogenannten Helikoptereltern in den Fokus der Öffentlichkeit. Lehrer wollten überfürsorgliche Eltern in der Schule auf eine vernünftige Distanz zu ihren Kindern halten, Eltern fühlten sich von der Lehrerschaft nicht angenommen und bangten um das schulische Weiterkommen ihrer Kinder. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg wirbt für mehr Verständnis untereinander – auf beiden Seiten.
Seit vielen Jahren bemängeln Lehrerverbände und Gewerkschaften zunehmende Distanzlosigkeit und Fälle von Grenzüberschreitungen mancher Eltern. Aber nicht nur „Helikoptereltern“, die ihre Kinder wie „rohe Eier“ behandeln, bereiten den Schulen Sorgen. Es sind andererseits auch immer mehr Eltern, die ihre Kinder morgens in der Betreuung abgeben und für die Schule nicht mehr erreichbar sind. Die Schule soll es „richten“, und die wird nicht selten von diesen Eltern für die komplette Erziehung des Kindes in die Verantwortung genommen.
Ein Schulleiter aus Bad Cannstatt hatte seine Not in einem Elternbrief zum Ausdruck gebracht. Er erlebe täglich, dass „viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, verkehrswidrig parken, Kind und Schulranzen ausladen, den Ranzen teilweise bis ins Klassenzimmer tragen, Sohn oder Tochter die Jacke abnehmen und dann noch die Gelegenheit nützen, die unterschiedlichsten Dinge mit der Klassenlehrerin zu besprechen“, schrieb er. Der Brief wurde öffentlich diskutiert. Nach anfänglich gezeigtem Verständnis für die pädagogische Sichtweise schlugen die Stimmen auch in die entgegengesetzte Richtung um. Mit dem Kommentar: „Lehrer sind das Problem, nicht Helikoptereltern“, ergriff Antje Hildenbrand in „Der Welt“ Ende Dezember für die Elternschaft Partei und prangerte Unverständnis und Inkompetenz der Pädagogen an: „An den Schulen liegt viel im Argen.“
Der VBE hat Verständnis für diesen Vorwurf. Tatsächlich gibt es nicht nur überforderte Eltern, sondern auch überforderte Lehrer. Leidtragende sind immer die Kinder. Mit gegenseitigen pauschalen Schuldzuweisungen gießen Pädagogen wie Eltern nur „Öl ins Feuer“. Das zunehmende „Scoolhopping“ (= häufiger Schulstandortwechsel) könnte ein Indiz für nicht gelingende Kommunikation sein. Umso erfreulicher ist es, dass in der überwiegenden Mehrzahl Schule und Elternhaus miteinander ins Gespräch kommen und auch bleiben. Der VBE plädiert für einen kompromissbereiten und lösungsorientierten Umgang miteinander und warnt vor pauschalen Verunglimpfungen.