ifo-Bildungsbarometer: Schlechte Noten für die Politik

Das heute erschienene ifo-Bildungsbarometer zeigt besorgniserregende Ergebnisse. Gerhard Brand, Landes- und Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), bezieht Stellung und nimmt die Politik in die Verantwortung.

„Das hohe Engagement der Lehrkräfte konnte den Lehrkräftemangel vor Ort lange Zeit kaschieren. Mittlerweile tritt der Abmangel an Personal aber schonungslos zutage. Immer weniger Befragte benoten laut ifo-Bildungsbarometer die Qualität der Schulen mit (sehr) gut. Die Gesellschaft sieht, dass das Bildungswesen in Gefahr ist, und fällt ein entsprechendes Urteil. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass jede Lehrkraft unter den gegebenen Bedingungen versucht, ihr Bestes zu geben und die Kinder und Jugendlichen zu fördern und zu fordern. Doch das Fass läuft längst über. Die Politik gibt immer noch mehr Aufgaben an die Schulen, ohne für Entlastung zu sorgen und ohne die angemessenen Ressourcen bereitzustellen. Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Den subjektiven Eindruck des Qualitätsverlusts hat daher die Politik zu verantworten“, so Brand wörtlich.

79 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich die Qualität der Schulbildung durch die Coronapandemie verschlechtert hat. Brand verweist in diesem Zusammenhang auf die schleppende Digitalisierung: „Immer wieder konnten wir in unseren repräsentativen Umfragen zeigen, dass die Digitalisierung an den deutschen Schulen nicht in angemessenem Tempo vorankommt. Computer, die schon veraltet waren, als sie aufgestellt wurden, und Lehrkräfte, die keine oder qualitativ minderwertige Fortbildungen erhielten: So sah das Bild vor Corona aus. Der Ausstattungsschub während der Pandemie hat gutgetan, aber er muss nun mit einer nachhaltigen Perspektive genährt werden. Dazu gehören auch klare Ansagen zur Übergangsfinanzierung nach dem Digitalpakt I und zur Anschlussfinanzierung durch den Digitalpakt II.“

Hintergund und weitere Infos

Im ifo-Bildungsbarometer 2023 zeigt sich eine deutliche Verschlechterung in der Bewertung der Schulen. Lediglich 27% der Deutschen geben den Schulen in ihrem Bundesland die Note 1 oder 2 – 2014 waren es noch 38%. Als besonders problematisch erachten die meisten Deutschen den Lehrkräftemangel (77%). Auf den weiteren Plätzen folgen die fehlenden finanziellen Mittel (68%) und die Trägheit des Systems (66%).

Um den Lehrkräftemangel anzugehen, befürworten die Befragten die Nachqualifizierung von Lehrkräften in Mangelfächern (79%) sowie den Einsatz von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern (64%). Größere Klassen lehnen sie dagegen mehrheitlich (81%) klar ab. Die Befragten befürworten außerdem deutschlandweit einheitliche Abiturprüfungen (86%) und Vergleichstests in Mathematik und Deutsch (68%). Sie sprechen sich gegen die Abschaffung von Schulnoten (73%) und für Klassenwiederholungen bei schlechten Leistungen (78%) aus. Rund drei Viertel der Befragten (74%) sind für höhere Bildungsausgaben – deutlich mehr als für andere Staatsausgaben.