Der Personalnotstand an Kitas ist vielerorts eklatant. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, führt die aktuellen Einschnitte im frühkindlichen Bildungsbereich auch auf politisches Versagen zurück.
9.000 Kitas haben in Deutschland laut DKLK-Studie 2022 in über der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet. Das sind mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Zu diesen ernüchternden Zahlen erklärt Gerhard Brand: „Diese Einrichtungen hätten eigentlich zeitweise geschlossen werden müssen. Es war schlichtweg nicht genügend qualifiziertes Personal vorhanden, um alle Kinder zumindest sicher zu betreuen. Dies ist Teil der Wahrheit. Vor diesem Hintergrund müssen wir auch aktuelle Kita- und Gruppenschließungen oder die Reduzierung von Betreuungszeiten betrachten. Diese Maßnahmen offenbaren einmal mehr das politische Versagen, als Konsequenz sind sie aber jetzt oft notwendig und richtig.
Maßnahmen, die darauf abzielen, den Betreuungsschlüssel noch weiter auszudehnen, indem etwa Gruppen weiter vergrößert oder zusammengelegt werden, sind keine Alternative, wenn die Aufsichtspflicht von Kindern gefährdet und die Gesundheit von pädagogischen Fachkräften dadurch aufs Spiel gesetzt werden. Wir wissen, dass der Betreuungsschlüssel schon jetzt bundesweit in über zwei Drittel der Kitas die wissenschaftlichen Empfehlungen verfehlt. Das im Koalitionsvertrag formulierte Ziel, den Betreuungsschlüssel im frühkindlichen Bildungsbereich zu verbessern, ist damit ad absurdum geführt.
Dass die Belastungsgrenze pädagogischer Fachkräfte bereits vielfach überschritten ist, belegen auch andere Zahlen. Acht von zehn Kitaleitungen fühlen sich durch ihre Tätigkeit bereits psychisch belastet. Über neun von zehn Leitungen sagen, dass die hohe Arbeitsbelastung der pädagogischen Fachkräfte zu höheren Fehlzeiten und Krankschreibungen führt (DKLK-Studie 2022). Erzieherinnen und Erzieher noch weiter zu belasten, würde unweigerlich zu höheren Krankenständen und letztlich noch drastischeren Auswirkungen auf das System führen. Klar formuliert: Fachkräfte verlassen das Berufsfeld und immer weniger junge Menschen wählen den Weg in den frühkindlichen Bildungsbereich.“
Weiterführende Infos
Die DKLK-Studie ist die größte repräsentative Umfrage unter Kitaleitungen in Deutschland. Sie wird jährlich durchgeführt und vom VBE mit herausgegeben. Die Bundeseregbnisse finden Sie hier und die Ergebnisse für Baden-Württemberg hier.
Das Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht Daten zu verschiedenen Themen der frühkindlichen Bildungssysteme: Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme 2022