PISA-Ergebnisse: Bildungsqualität braucht starke Schulen!

Angesichts der heute veröffentlichten PISA-Ergebnisse der deutschen Schülerinnen und Schüler findet der VBE-Vorsitzende Gerhard Brand deutliche Worte: 

Deutschland ist stets ziemlich genau am OECD-Durchschnitt. Heißt aber auch, dass wir Schlusslicht der gut entwickelten und, wenn man so will, Anführer der schlecht entwickelten Länder sind. Der Abstand zu den asiatischen Ländern ist teilweise erschreckend. Die deutschen Durchschnittsergebnisse in Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften fallen schwächer aus als 2018. In allen drei Kompetenzbereichen sind dies die niedrigsten Werte, die jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden. Die Differenz zwischen den Durchschnittsergebnissen von 2018 und 2022 in Mathematik und Lesekompetenz entspricht in etwa dem Lernrückstand eines kompletten Schuljahres.“

„Der Abstand zwischen den Leistungsstärksten und Leistungsschwächsten bleibt dabei ähnlich groß. Dies gilt ebenfalls für den Abstand zwischen den sozio-ökonomisch Stärksten und Schwächsten. Er liegt etwa in Mathematik bei 111 Punkten und damit 18 Punkte über dem OECD-Schnitt. Deutschland gelingt es also weiterhin nicht, einkommensabhängige Unterschiede auszugleichen. Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund haben zudem 59 Punkte weniger in Mathematik als Jugendliche ohne diesen Hintergrund. Wird das sozio-ökonomische Profil eingerechnet, sind es 32 Punkte. Für die Lesekompetenz liegen diese Werte bei 67 beziehungsweise 40 Punkten. Alle frommen Versprechungen in Richtung Chancengleichheit, sie fruchten nicht. Insgesamt decken sich die Ergebnisse mit vielen vorangegangenen Bildungsstudien.“

Lehrkräftemangel beeinträchtigt in Deutschland den Schulunterricht bei 73 Prozent der Schülerinnen und Schüler

Brand weiter: „Heterogenität, Integration, Inklusion, Bildungsgerechtigkeit, digitaler Wandel, ChatGPT, Flüchtlingsbeschulung, Fachkräftemangel und vieles mehr: Die Umbrüche, Herausforderungen und Aufgaben, die Bildung und Schule heute meistern müssen, sind vielfältiger, komplexer und umfangreicher denn je. Die PISA-Ergebnisse, so erschreckend sie auch ausfallen, können und dürfen uns nicht überraschen. Als der VBE zu Beginn des Schuljahres rund 1000 Schulen in Baden-Württemberg zur Unterrichtversorgung befragt hat, waren die Ergebnisse desaströs. Nicht mal ein Drittel der Schulen lag mit einer Versorgung von 100 Prozent im grünen Bereich. Wenn es das Land aber nicht einmal schafft, seine Schulen mit ausreichend Personal für den Pflichtunterricht auszustatten, wie sollen die Schulen dann die komplexen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen können?“

„Da mag unser Ministerpräsident noch so oft in einem Akt bildungsromantischer Verklärung darauf beharren, dass die Qualität der Schulen nicht mit der Quantität ihres Personals zusammenhängt. Aber ohne ausreichendes und gut qualifiziertes Fachpersonal, flächendeckend unterstützt durch multiprofessionelle Teams und nicht-pädagogische Fachkräfte wie Schulsekretärinnen und Schulverwaltungsassistenz, werden wir die heutigen Anforderungen an Bildung und Schule nicht bewältigen können. Übrigens, und auch das ist ein Ergebnis der heutigen PISA-Studie: Der Lehrkräftemangel beeinträchtigte in Deutschland den Schulunterricht bei 73 Prozent der Schülerinnen und Schüler. 2018 lag dieser Wert noch bei 57 Prozent. Da überrascht es dann auch wenig, dass 19 Prozent der Schülerinnen und Schüler angeben, mindestens eine Klasse wiederholt zu haben. Der OECD-Schnitt liegt bei 9 Prozent.“

Weitere Infos

Die angesprochene VBE-Studie zur Unterrichtsabdeckung und Unterrichtsqualität in Baden-Württemberg finden Sie hier.

Die PISA-Studie wurde von der OECD durchgeführt, alle Infos dazu und den Studienbericht finden Sie hier.