Schnelltests zum Selbstdurchführen? VBE: Keine gute Idee

Lehrer und Erzieher sollen sich laut Gesundheitsminister Spahn nach vorheriger Schulung selbst auf das Corona-Virus testen. Der VBE sieht dies kritisch. „Es ist enorm wichtig, die Infektionskette zu durchbrechen und die Schulen mit weiteren Testmöglichkeiten auszustatten. Selbsttests an Schulen lehnen wir jedoch ab, Lehrer und Erzieher sind in der Regel kein medizinisch ausgebildetes Fachpersonal“, erklärt der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand.

Oliver Hintzen, stellvertretender Landesvorsitzender, Schulleiter und Experte für Gesundheitsschutz, ergänzt: „Die Idee der Selbsttests geht mit zu vielen Fragezeichen einher. Zunächst ist fraglich, wie Ärzte, die momentan ohnehin am Anschlag agieren, zusätzlich noch die flächendeckende Schulung von Lehrern und Erziehern leisten sollen. Zweitens wird unweigerlich ein Erwartungsdruck aufgebaut, dass Lehrer und Erzieher sich ständig selbst testen – die Tests sind aber äußerst unangenehm durchzuführen. Drittens gehen die vorgesehenen Schnelltests mit einer drei- bis fünfprozentigen Fehlerquote einher, und die Qualität des Abstriches verschlechtert sich weiter, wenn man diesen selbst durchführt. Es stellt sich daher die Frage, wie mit falschen Testergebnissen umgegangen wird. Letztlich ist auch die Lieferbarkeit dieser Schnelltests momentan überhaupt nicht in den dann benötigten Massen gegeben. Unterm Strich sind Schnelltests zum Selbstdurchführen nicht mal auf den ersten Blick eine gute Idee.“

Hintergrundinfos

Kitas und Schulen beziehungsweise ihre Träger können von Freitag an Schnelltests beziehen, sagte Bundesgesundheitsminister Spahn gegenüber der Funke Mediengruppe. Mit einer neuen Verordnung, die an diesem Freitag in Kraft treten soll, will Spahn regeln, dass Pädagogen nach vorheriger Schulung selbst testen dürfen. Außerden sollen auch die Schulträger bei Bedarf mit geschultem Personal Tests vor Ort durchführen können.

Spahn zufolge könnten Antigen-Schnelltests helfen, Lehrer und Erzieher und damit auch Kinder besser zu schützen. Bisher darf nur medizinisch geschultes Personal einen Antigen-Schnelltest durchführen. Dies soll sich nun mit der neuen Verordnung ändern. Der Bundesgesundheitsminister sieht darin „eine weitere alltagstaugliche Option, um Kindern auch in Pandemiezeiten den Kita- oder Schulbesuch zu ermöglichen.“

RKI: 636 Ausbrüche an Schulen

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums hat das Robert-Koch-Institut seit Beginn der Pandemie 636 Corona-Ausbrüche in Schulen registriert. In den letzten vier Wochen habe es rund 64 Ausbrüche pro Woche gegeben. 18 Prozent dieser Ausbrüche hätten 6 bis 10-Jährige, 26 Prozent 11 bis 14-Jährige, 31 Prozent 1 bis 20-Jährige und 25 Prozent über 21-Jährige betroffen. Bei 53 Ausbrüchen (8 Prozent) seien nur erwachsene Personen betroffen gewesen.

Weiterführende Infos

Eine repräsentative Studie des VBE hatte zuletzt ergeben, dass Schulen nicht zuletzt durch die Umstezung immer neuer Infektionsschutzmaßnahmen hochbelastet sind.