Schulbarometer: Personalmangel bleibt größtes Problem

Das größte Problem an Deutschlands Schulen ist aus Sicht der Schulleitungen der Personalmangel.  Zu diesem Resultat kommt das Deutsche Schulbarometer, eine repräsentative forsa-Befragung im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung, die das Institut heute veröffentlicht hat. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sieht durch die Ergebnisse das stetige Mahnen des Verbandes bestätigt.

Brand wörtlich: „Der Lehrkräftemangel ist das größte Problem an Schulen. Für die Politik ist das ein theoretisches Problem. Es sind Zahlen ohne Geschichte. Die Schulleitungen aber wissen, was es heißt, Stellen nicht besetzen zu können. Es heißt, Lehrkräfte zu bitten, mehr Stunden oder vertretungsweise Funktionsstellen, wie Bereichsleitungen, zu übernehmen – ohne dafür mehr Geld zu erhalten. Weiter heißt es, Lehrkräfte, die aufgrund ihrer familiären Situation aus guten Gründen Teilzeit arbeiten möchten, für deutlich mehr Stunden in der Schule zu beschäftigen – weil sonst das ganze System zusammenbricht.“

„Es führt dazu, Menschen einzustellen, die über den Quer- oder Seiteneinstieg in den Beruf kommen – in dem Wissen, dass die angebotene Vorbereitung mehr als mangelhaft ist. Lehrkräftemangel ist für uns in der Schule nicht nur eine Zahl, es ist eine reale Bedrohung für die pädagogische Qualität unseres Angebots. Vor allem, wenn noch lauter darüber nachgedacht wird, das Lehramtsstudium zu verkürzen und die Lehrbefähigung schon mit dem Bachelor erreicht wird. Das ist ein Irrweg!“

„Recht auf Deutsch-Lernen an Schulen statt Deutschpflicht auf Pausenhöfen!“

Mit Blick auf die Forderung nach einer „Deutschpflicht auf den Schulhöfen“, die der Generalsekretär der CDU, Mario Czaja, in der letzten Woche erhob, verweist Brand auf das Ergebnis der Studie, wonach an mehr als der Hälfte der Schulen keine ausreichende Förderung in Deutsch für neu Zugewanderte gewährleistet werden kann: Es ist eine Schande, wie Kinder und Jugendliche, die einen breiten Wortschatz in verschiedenen Sprachen haben und diesen auch auf dem Schulhof pflegen, stigmatisiert werden. Gleichzeitig wird den Schulen nicht ausreichend Möglichkeit gegeben, Zugewanderte in Deutsch zu unterrichten. Genauso populistisch die Forderung nach einer Deutschpflicht ist, müsste man zurückfragen, weshalb kein Recht auf Deutsch-Lernen umgesetzt wird. Dafür braucht es zum Beispiel mehr Lehrkräfte mit der Befähigung für das Lehren von Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache.“

Corona: „Geld mit der Gießkanne auszuschütten, ist ineffektiv“

Der VBE Bundesvorsitzende stellt außerdem fest, dass es noch immer eine große Herausforderung ist, die Folgen der Einschränkungen durch die Coronapandemie aufzufangen. Dass das Aufholprogramm des Bundes laut Schulbarometer nicht überall wie gewünscht wirkte, überrascht ihn nicht. Er stellt fest: Es gibt durchaus auch positive Rückmeldungen, wie Schulen mit dem Geld schnell und unbürokratisch helfen konnten. Das war der große Pluspunkt des Programms. Wir sehen aber, dass Geld mit der Gießkanne auszuschütten, ineffektiv ist. Schulen sind so heterogen wie die Viertel, in denen sie stehen. Und so sind sie auch zu fördern. Es braucht Verteilkriterien, mit denen klar identifiziert werden kann, wie hoch die Bedarfe sind.“

Weiterführende Infos

Alle Infos zum Deutschen Schulbarometer (die oben diskutierten Ergebnisse beziehen sich auf die Abfrage im November 2022) finden Sie hier.

Die Auswirkungen des Lehrkräftemangels auf die Unterrichtsabdeckung und -Qualität hat eine VBE-Studie zu Beginn des Schuljahres in alles Deutlichleit aufgezeigt. Die Studie finden Sie hier.