Sechste VBE Pressekonferenz zum Notfallplan an Schulen

Anlässlich des am Montag beginnenden Schulstarts der beiden Abschlussklassen erklärte Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE Baden-Württemberg: „Um die gegebenen Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können, werden viele Schulen die rückkehrenden Klassen dritteln müssen. Sie benötigen dann die dreifache Raum- und Lehrerkapazität. Da nicht alle Schulen über diese Personalkapazitäten verfügen, müssen Lehrkräfte dann teilweise über ihr Deputat hinaus arbeiten.“

Der VBE-Vorsitzende führt weiter aus: „Das heißt, eine Unterrichtsstunde in einer gedrittelten Klasse wird für diese Lehrkräfte nicht als volle Unterrichtsstunde gewertet, stattdessen erfolgt eine Faktorisiserung. Normalerweise würde der VBE einem solchen Vorgehen eine klare Absage erteilen – die Zeiten sind allerdings alles andere als normal. Voraussetzung muss jedoch auch in der aktuellen Krisenzeit sein, dass die Lehrkräfte nicht unter Druck gesetzt werden und sich auf absolut freiwilliger Basis dazu bereit erklären.“

Notfallplan an Schulen: Möglichkeiten des Fernunterrichtens stoßen an ihre Grenzen

Mit Blick auf die bisherigen Erfahrungen des Fernunterrichts erklärte Brand: „Die Euphorie der ersten Wochen ist verflogen. Zwei Wochen nach den Osterferien hat sich die Stimmung im Land deutlich gewandelt. Wir lesen in der Presse, dass der Elternbeiratsvorsitzende vor Wut schäumt und dass landesweit Schüler und Lehramtsstudenten klagen, weil sie nicht an den anstehenden Prüfungen teilnehmen wollen. Wir stellen eine zunehmende Überforderung bei Eltern und Lehrkräften fest und ziehen das Fazit, dass wir nach der allgemeinen anfänglichen Hochstimmung nun in der ernüchternden Realität angekommen sind. Und diese Realität lautet, dass wir nennenswerte Schülergruppen im Fernunterricht schlicht nicht erreichen. Zudem erreichen wir die Qualität des Präsenzunterrichts mitnichten.“

Bedürftige Schülerinnen und Schüler müssen Möglichkeit der Ausleihe digitaler Endgeräte erhalten

Zur Digitalisierungsdebatte sagte Brand: „Das Kultusministerium hat mit dem Ausbau von Moodle und der vorzeitigen Einführung von Threema die digitalen Lern- und Kommunikationsangebote deutlich verbessert. Doch diese Maßnahmen sind nur so gut, wie das digitale Endgerät, dass der Schüler in der Hand hält. Wenn er überhaupt eines in der Hand hält. Wir wünschen uns zumindest für alle bedürftigen Schulkinder, die Ausleihe digitaler Endgeräte zu ermöglichen.“

VBE verteilt Schutzmasken an Lehrkräfte

Die Diskussion einer Maskenpflicht kommentiert Brand wie folgt: „Viele Lehrkräfte machen sich große Sorgen um den Gesundheitsschutz an den Schulen. Nicht wenige wünschen sich eine Maskenpflicht. Laut Kultusministerium wird es jedoch an den Schulen in Baden-Württemberg keine vom Land verordnete Maskenpflicht geben. Vielmehr können die einzelnen Schulen selbst entscheiden, ob die Schülerinnen und Schüler Masken zu tragen haben. Ein Schüler, der keine Maske trägt, darf jedoch nicht vom Unterricht ausgeschlossen werden – das Recht auf Unterricht überwiegt. Der VBE hätte sich gewünscht, dass das Land Baden-Württemberg als Dienstherr zumindest seinen Lehrkräften Schutzmasken zur Verfügung stellt. Der VBE wird seine Mitglieder nicht in Regen stehen lassen und die Mitglieder, die zum Unterricht an die Schule müssen, mit Schutzmasken versorgen.“

Erweiterte Notfallbetreuung bringt Schulen in Bedrängnis

Zur erweiterten Notfallbetreuung sagte Brand: „Wir haben die größten Bedenken. Das Land hat die Notfallbetreuung dermaßen ausgeweitet, dass es die Schulen in räumliche und vor allem auch starke personelle Schwierigkeiten bringt. Denn im Unterschied zu den Abschlussklassen, sind die Notfallgruppen nicht stunden- oder tageweise, sondern die ganze Woche über immer an der Schule. Entsprechend aufwendig gestaltet sich die Betreuung. Die Schulen benötigen dringend zusätzliche Kräfte, um dies bei gleichzeitigem Präsenzunterricht leisten zu können. Kommunen und Land müssen sich hier abstimmen und Lösungen anbieten.“

Notfallplan an Schulen: Schulöffnungen kommen für viele SBBZ zu früh

Deutliche Worte fand Brand für die Lage an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ): „Auch an den SBBZ kehren am Montag die beiden Abschlussklassen in die Schulen zurück. Es ist für Kinder mit geistigen oder körperlichen Entwicklungsstörungen jedoch extrem schwierig, sich an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten. Viele SBBZ haben mit Blick auf Montag große Bedenken. Der VBE fordert, den SBBZ beim Start größte Flexibilität zu lassen. Schulen, die voraussichtlich nicht die Hygienevorgaben einhalten können, müssen die Möglichkeit erhalten, den Schulstart nach hinten zu schieben. Kleinstgruppen zu bilden, muss für alle SBBZ möglich sein – dafür sind die personellen Ressourcen zu schaffen. An diesem Punkt rächt es sich, dass die SBBZ bereits seit Jahren personell chronisch unterversorgt sind.“

Lage in den Kindertagesstätten ist höchst unterschiedlich

Ebenso deutlich äußerte sich Brand zur Situation an den Kitas: „Wir stellen an den Kindertagesstätten große Verwerfungen fest. Während sich die Kitas in kommunaler Hand an die Hygienevorschriften halten und z. B. ihr Personal nicht unnötig in die Einrichtung beordern, erhalten wir die Rückmeldung, dass dies bei kirchlichen und privaten Trägern mitnichten der Fall ist. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn hier ein einheitliches Vorgehen zwischen den Trägern erfolgt wäre.  Der VBE fordert, den Einsatz der Erzieherinnen und Erzieher in der Einrichtung auf das absolut notwendige Maß zu beschränken, solange die Kitas geschlossen sind. Aufräumarbeiten gehören hier sicher nicht dazu.“

Weiterführende Informationen zum Notfallplan an Schulen: