Sprachförderung: VBE begrüßt Maßnahmen des Landes

Die Landesregierung hat umfangreiche Reformen bei der Sprachförderung von Kindern im Kita- und Grundschulalter vorgestellt. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand begrüßt das vorgelegte Konzept: „Die Sprachförderung an Kitas und Grundschulen zu stärken, ist eine Kernforderung des VBE.“

„Das Konzept der Koalition ist gut“, urteilt Brand. Jetzt komme es allerdings entscheidend darauf an, die Ideen mit professionell ausgebildetem Personal zu unterfüttern. „Das Personal muss den Ansprüchen und Bildungsanforderungen der Kinder gerecht werden, ansonsten ist es ein Projekt für die Galerie.“

Wie weitreichend die Herausforderungen etwa im Bereich der Kitas sind, zeigt eine aktuelle und repräsentative Studie des VBE. Diese deckt auf, dass ausgebildete Sprachfachkräfte an den meisten Kitas in Baden-Württemberg bisher Mangelware sind. So ist an 29 Prozent der Kitas keine pädagogische Fachkraft speziell für den Bereich der sprachlichen Bildung qualifiziert. An weiteren 41 Prozent der Kitas sind nur 1 bis 10 Prozent der pädagogischen Fachkräfte in diesem Bereich ausgebildet.

Probleme sieht Brand auch bei der Umsetzung der Juniorklassen: „832 Juniorklassen im Endausbau würde bedeuten, dass mehrere Grundschulen eine solche Juniorklasse teilen müssen. Es müssten also Stützpunkte gebildet werden, womit sich die Frage der Erreichbarkeit stellt. Sechsjährige Kinder wären auf öffentliche Verkehrsmittel oder die viel gescholtenen Elterntaxis angewiesen. Hier sehen wir noch Fragezeichen bei der praktischen Umsetzung.“

Hintergrund

Die vorgestellten Pläne zur Sprachförderung sind umfangreich, greifen aber nicht sofort. Um die alltagsintegrierte Sprachbildung an den Kitas zu verbessern, soll das Programm „Sprach-Kitas“, zuvor über Bundesmittel finanziert, nun über Landesgelder weiterlaufen. Es sieht mehr Personal an Kitas zur Sprachentwicklung vor, hierfür will das Land in den nächsten Jahren über 200 Fachberatungsstellen schaffen. Für Kleinkinder, die nach der Einschulungsuntersuchung einen individuellen Förderbedarf aufweisen, soll es außerdem eine verbindliche Sprachförderung von vier Wochenstunden geben. Diese individuelle Förderung soll im nächsten Schuljahr zunächst an 200 Standorten erfolgen. Die Verbindlichkeit greift allerdings erst ab dem Schuljahr 27/28, bis dahin sollen es dann zehnmal so viele Standorte sein.

Kinder, die beim Übergang in die Schule immer noch starke Sprachprobleme aufweisen, sollen zudem künftig zunächst in „Juniorklassen“ kommen. Diese sind der ersten Klasse vorgeschaltet, geplant sind 22 Wochenstunden. Die ersten 274 Juniorklassen sind für das Schuljahr 26/27 eingeplant, im Endausbau sollen es dann im Schuljahr 28/29 über 800 Klassen sein. Für die Klassen 1 und 2 sind außerdem vier zusätzliche Sprachförderstunden geplant. Für die Klassen 3 und 4 sollen ferner insgesamt 2400 Sprachförderkurse für Kinder mit Migrationshintergrund, die erst im Schulalter ins Land gekommen sind, entstehen. Darüber hinaus will das Land das Programm „Rückenwind“ im Primarbereich weiterlaufen lassen und den Einsatz multiprofessioneller Teams ausbauen.