VBE: Lehrer schulmeistern zu wollen, ist ein schlechter Stil

Die jüngste IQB-Studie stellte Grundschülern kein so gutes Zeugnis aus. Solch nie­derschmetternde Ergebnisse lassen schnell die Frage nach der Qualität des Unter­richts aufkommen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württem­berg sieht in offenen oder subtilen Pauschalangriffen gegen Lehrer kein Mittel der ersten Wahl, um bei Pädagogen einen Motivationsschub auszulösen oder gar die Unterrichtsqualität zu verbessern.

Ganz gleich, ob es sich um das schlechtere Abschneiden der Schüler bei Vergleichstests handelt, um die Benachteiligung von Migranten, die nicht optimal umzusetzende Inklu­sion, die Treffsicherheit der Grundschulempfehlungen oder um um das rüpelhafte Be­nehmen von Kindern und Jugendlichen, stets konzentriert sich der Unmut der Öffent­lichkeit auf die Pädagogen als die vermeintlichen Verursacher allen Übels. „So wird auch die beste Lehrkraft auf Dauer demotiviert“, stellt der VBE-Sprecher fest.

Ganz gleich, ob Politiker, Wirtschaftsbosse, Eltern, Kommentatoren in der Presse oder Leserbriefschreiber ihre Wort-Keule auspacken und mit „Lust und Tücke“ zum verbalen Rundumschlag gegen die unsensiblen Lehrer ausholen, immer haben die Pädagogen die schlechteren Karten. Denn wenn sie sich wehren, haben sie sowieso verloren. Wähnen sich doch alle Kritiker der Zustimmung breiter Bevölkerungskreise sicher, wenn sie es den „unfähigen Paukern“ so richtig zeigen, wenn sie erklären, wie Schule ihrer Meinung nach zu funktionieren habe. Da jeder seine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Schule gemacht hat, fühlen sich Berufene und Unberufene bemüßigt, als „Experten“ ihre Meinung öffentlich zum Besten zu geben. „Was würden Bäcker, Metzger und Kö­che dazu sagen, wenn ihnen ständig jemand erklärte, wie sie die Brötchen zu backen, die Wurst zu würzen oder die Spätzle zu schaben haben?“, fragt der mittlerweile schon ziemlich resignierte VBE-Sprecher. Lehrer zu schulmeistern sei hierzulande jedoch „gu­ter“ Brauch. Das mag am Stammtisch in Bierlaune verzeihlich sein; in der Öffentlich­keit sollten pauschale Verunglimpfungen vorher gut abgewogen werden. Denn auf der einen Seite erwartet die Gesellschaft, dass die Schule alle Missstände aufgreift und möglichst rasch beseitigt, auf der anderen Seite traut man das den Lehrern im Grunde eigentlich gar nicht zu.

Selbstverständlich gebe es auch unter Pädagogen schwarze Schafe, räumt der VBE-Sprecher ein, die Mehrzahl aller Lehrer erledige die vielfältigen täglichen Aufgaben jedoch mit Sachverstand, Engagement und selbst nach etlichen Dienstjahren häufig noch mit Freude am Beruf. Das bestätigten auch Evaluationen an den Schulen.