Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg prangert die zunehmende Verrohung der Sprache an, die vor allem in den Talent- und Talkshows der Privatsender, in einschlägigen Filmen, bisweilen in der Werbung und besonders in den sozialen Netzwerken Alltag und somit scheinbar normaler Umgangston ist. Wenn rund jedes fünfte Kind bei seiner Einschulung unter Spracharmut leide, entwickle sich der Wortschatz dieser Schüler durch schlechte Vorbilder obendrein auch noch in die falsche Richtung, bemängelt der VBE-Sprecher.
Der Umgangston in nachmittäglichen Gerichtssendungen im Privatfernsehen, in Talent- und Talkshows sowie in den sozialen Netzwerken ist häufig nicht vom Feinsten und will glauben machen, dass dieser Ton in unserer Gesellschaft „normal“ sei. Mit flotten Sprüchen wie „Geiz ist geil“, „Lasst euch nicht verarschen“ und „Ohne Scheiß“ suggeriert die Werbung jungen Menschen, dass solche Parolen geläufige Ausdrucksweisen seien. Lehrer beobachten mit Sorge, dass durch eine primitivere Umgangssprache die Hemmschwelle für verbale Attacken sinkt. Die häufigere Form von Gewalt bei Kindern und Jugendlichen ist meist zuerst einmal eine verbale und nicht gleich die körperliche.
Mit Blick auf die Zunahme der Gossensprache mit Ausdrücken wie „Wichser“, „Spast“ und „Schlampe“, die heutigen Schülern wie selbstverständlich über die Lippen gehen, hält der VBE es für wichtig, dass im Elternhaus und in der Schule frühzeitig und verstärkt Wert auf einen „guten Umgangston“ gelegt wird. Dabei geht es nicht darum, den Kindern und Jugendlichen ihren eigenen Jargon auszureden, mit dem sie sich bewusst oder unbewusst von den Erwachsenen abgrenzen wollen. Es müsse jedoch nicht jedes Alltagsmissgeschick mit „Scheiße“ kommentiert werden, kritisiert der VBE-Sprecher den inflationären Gebrauch von Kraftausdrücken sogar in der Schule und fordert mehr Nachdenklichkeit sowie einen wieder bewussteren Einsatz von Sprache.
Eine gute Ausdrucksfähigkeit und ein höflicherer Umgangston sind erstrebenswerte fächerübergreifende Lernziele und Kompetenzen, die nicht nur für die Berufsfindung notwendig sind. Kinder und Jugendliche müssen weg vom groben Gassenjargon und zu einer „gepflegteren“ Umgangssprache kommen. Dabei können und sollen Eltern wie Pädagogen durch ihre tägliche Vorbildfunktion behutsam Hilfestellung geben, denn die entsprechenden Fernsehprogramme werden weder Eltern noch Lehrer ändern können, solange nicht sinkende Einschaltquoten die Verantwortlichen zum Umdenken zwingen.