Eine Bewertung von Schülerleistungen könne trotz allen Ringens des Lehrers um Objektivität nie der ganzen Schülerpersönlichkeit gerecht werden – ganz gleich, ob dies wie üblich durch eine reine Ziffernnote oder als ausführliche verbale Beurteilung geschehe, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Leistungsdruck könne auf Schüler mit und ohne Noten ausgeübt werden – sowohl von Elternseite und von Lehrern als auch vom Schüler selber. Wobei Leistung an sich überhaupt nichts Verwerfliches sei, so der Sprecher.
Eine Zeugnisnote setzt sich meist aus verschiedenen Teilbereichen zusammen, die besonders im Fach Deutsch auf vielen Einzelzensuren basiert. Vor über vierzig Jahren gab es im Zeugnis in Deutsch noch fünf (!) einzeln ausgewiesene Noten für Lesen, Aufsatz, Sprachkunde, Rechtschreiben und Schrift; in Mathematik zwei für Rechnen und Raumlehre.
„Die Bewertung schulischer Leistungen ist nie eine rein arithmetische, sondern immer auch eine pädagogische“, versichert der VBE-Sprecher. Lehrer machten es sich bei der Notenfindung nicht einfach. Sie berücksichtigten auch individuelle Lernfortschritte der Schüler. Es sei in der Tat wirklichkeitsfremd, in der Schule alle Leistungen über einen Kamm scheren zu wollen, ganz gleich, ob bei den Zensuren, bei Schulberichten oder bei der Anwendung von Kompetenzrastern. Auch die „Gauß`sche Normalverteilungskurve“ sei schon lange nicht mehr das Maß aller Dinge und keine Richtschnur für die Leistungsbewertung.
Trotzdem sind im Sinne einer bestimmten Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit der Bildungsangebote und Leistungsanforderungen Ziffernnoten in einem gewissen Rahmen aussagekräftig und notwendig. Und auch bei verbalen Beurteilungen gibt es längst standardisierte Vorformulierungen. Selbst positiv formulierte Textbausteine weisen auf Defizite des Schülers hin oder – beschönigend ausgedrückt – auf Lernentwicklungsfelder, und das kann zuweilen auch in der Seele weh tun, gehört aber zum Leben dazu.
Der VBE-Sprecher unterstreicht, dass Zeugnisnoten niemals ein vertrauensvolles Gespräch zwischen Lehrern und Eltern und gegebenenfalls auch mit dem Kind oder Jugendlichen über den Leistungsstand der Schülerpersönlichkeit ersetzen können.