Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und Vorstandsmitglied der Stiftung Lesen, äußerst sich anlässlich des heutigen Vorlesetages.
„Vorlesen ist nicht nur wertvolle Beziehungszeit zwischen Eltern und Kindern, sondern ein wichtiger Baustein für eine positive Bildungsbiografie. Studien haben zudem erwiesen, dass Kinder, deren Eltern viel vorlesen, einen erleichterten Zugang zum eigenen Lesen haben. Das ist eine entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn. Mit Blick auf diesen Zusammenhang stimmen mich die Ergebnisse des diesjährigen Vorlesemonitors sehr nachdenklich.“
Kernergebnis des Vorlesemonitors 2022 ist, dass jedem fünften Kind in Deutschland nie und weiteren 20 Prozent der Kinder einmal pro Woche oder seltener vorgelesen wird. Zwei Prozent der Kinder leben in einem Haushalt, in dem es keinerlei Kinderbücher gibt. Besonders betroffen sind Kinder aus Elternhäusern mit formal geringer Bildung. Hier gaben 31 Prozent der Eltern an, ihren Kindern nie vorzulesen.
Hierzu Beckmann: „Hier wird die Grundlage für schlechtere Bildungschancen bereits in die Wiege gelegt. Noch bedenklicher ist allerdings: Von den Kitas, deren Auftrag es unter anderem ist, derartige Ungleichheiten auszugleichen, ist dies derzeit nicht leistbar. Die diesjährige DKLK-Studie des VBE hat ergeben, dass viele Kitas im letzten Jahr unter aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung arbeiten mussten. Da ist individuelle Förderung nur schwer umsetzbar. In der Grundschule treffen die Kinder dann auf die nächste Bildungseinrichtung, die derartige Herkunftsunterschiede aufgrund des Personalmangels kaum auffangen kann. Aufgrund der jahrelangen Unterfinanzierung und Fehlplanung seitens der Politik laufen wir zunehmend Gefahr, eine ganze Generation Kinder in puncto guter Bildung zu verlieren.“
Die Vertretung der Seniorinnen und Senioren im VBE hat ihre Mitglieder dazu aufgerufen, sich aktiv am heutigen Bundesweiten Vorlesetag zu beteiligen.