Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sorgt sich um die Schulen. „Die grün-rote Landesregierung wollte eine bessere Bildungspolitik; hat aber deutlich mehr versprochen als sie jetzt umsetzt“, kritisiert VBE-Chef Gerhard Brand. Nach wie vor fehlen AG-Stunden, Stütz- und Förderkurse sowie Lehrer als Krankheitsvertreter. Trotzdem sollen in den nächsten Jahren 11.600 Lehrerstellen wegfallen. Im neuesten Organisationserlass werde beim allgemeinen Entlastungskontingent kräftig gestrichen, obwohl eigentlich mehr Stunden vonnöten wären, moniert Brand.
Der VBE sieht mit Sorge, dass Lehrer jedes Problem der Gesellschaft aufarbeiten und lösen müssen, jeden Wunsch der Wirtschaft erfüllen sollen, dafür aber immer weniger Unterstützung von der Politik bekommen. „Lehrer sind keine Alleskönner, Ausputzer, Therapeuten oder gar Wunderheiler“, so VBE-Chef Brand. Die Pädagogen müssen nicht nur auf die korrekte Einhaltung der Bildungspläne achten, sondern sollen „nebenher“ auch noch die Fehlernährung bei Schülern bekämpfen, den Rechtsextremismus, Gewalt gegen Personen und Sachen, das Rauchen, Aids und Alkohol, Drogen und Tablettenmissbrauch, die frühe Überschuldung von Jugendlichen, Killerspiele, Fernseh- und Computersucht. Sie sollen den Europa-Gedanken und die Friedensliebe hochhalten und selbstverständlich die multikulturelle Integration fördern.
Der VBE fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen für die Schulen, insbesondere ein moderneres Raumprogramm, mehr unterstützende Fachkräfte wie Sozialpädagogen, Schulpsychologen und Beratungslehrer sowie deutlich kleinere Lerngruppen und Klassen mit höchstens 20 bis 25 Schülern. Außerdem müssen die Pädagogen bei zusätzlichen Aufgaben entlastet werden. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Jetzt werden im allgemeinen Entlastungskontingent die sowieso viel zu knappen Ermäßigungsstunden gekürzt. Im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulbereich, der bisher am schlechtesten bedient worden ist, soll die Anrechnung von 0,35 Wochenstunden pro Klasse auf 0,30 reduziert werden. Das entspricht einer Kürzung von 14 Prozent.
„Dass die grün-rote Landesregierung 11 600 Lehrerstellen streichen will, passt nicht zum Bildungsaufbruch und zum Konzept der vielfältigen gesellschaftlichen und pädagogischen Aufgaben, die die Schulen jetzt gemeinsam schultern sollen“, bringt VBE-Chef Brand seine Kritik an der Bildungspolitik auf den Punkt.