Zur Bertelsmann-Studie
Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt, dass es mehr Ganztagesschulen in Land gibt, selbst wenn nur jeder sechste Schüler das Angebot nutzt, wie es aus der heute vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. Der VBE möchte Ganztagesschulen weiterhin als Angebots- und nicht generell als Pflichtschulen verstanden wissen.
Der VBE geht vom Ansatz des Grundgesetzes und der Landesverfassung aus, wonach die Erziehung der Kinder „zuvörderst Recht und Pflicht der Eltern“ ist. Die Familien sollten folglich erste Erziehungs- und Sozialisationsinstanz sein, Kindergärten und Schulen subsidiär wirken. Das herkömmliche Familienbild „Vater, Mutter und Kind(er)“ ist schon lange nicht mehr Standard. Immer mehr Kinder von Alleinerziehenden, Scheidungswaisen oder aus Familien, bei denen Vater und Mutter arbeiten gehen, benötigen einen professionellen pädagogischen „Rund-um-Vollservice“.
Zusätzlich ist der Trend, Erziehung an Institutionen abzuschieben, unübersehbar. „Immer mehr Eltern geben ihren Erziehungsauftrag an Kindertagesstätten ab, an die Schulen, sogar an Vereine; sei es, weil beide Elternteile arbeiten gehen (müssen), sei es, weil sie überfordert sind oder auch nur, um sich die pädagogische Arbeit etwas zu erleichtern, denn Erziehung bedeutet ständig Auseinandersetzung, Konfrontation und Konflikt und kostet in jedem Fall sehr viel Kraft“, versichert VBE-Landeschef Gerhard Brand.
Immer mehr Schüler wirken heute weniger erzogen, psychisch oder physisch labil. Als Konsequenz auf diese Veränderungen und wegen des innovativen pädagogischen Konzepts begrüßt der VBE die Zunahme von Ganztagesschulen – egal, ob am Gymnasium oder an der Hauptschule angesiedelt -, legt aber Wert darauf, dass diese weiterhin „Angebotsschulen“ bleiben. Der VBE lehnt eine für alle Schüler generell zur Pflicht gemachte Ganztagesschule ab.