Stuttgart. Auf einer Pressekonferenz des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg in Stuttgart ging VBE-Chef Gerhard Brand mit der Bildungspolitik der grün-roten Landesregierung ziemlich hart ins Gericht. „Wer vollmundig angetreten ist, alles besser zu machen und dann die Wahlversprechen nicht einlöst, muss auch Kritik einstecken können“, sagte Brand.
Dass Bildung Vorrang habe, war das Versprechen der Landesregierung vor zwei Jahren gewesen. Lehrerstellen zu streichen und Gehälter zu kürzen, sei jedoch die Realität. Der VBE ruft deshalb zusammen mit seinem Dachverband BBW Beamtenbund Tarifunion zu einer Protestkundgebung am 29. Juni in Stuttgart auf.
Brand betonte, dass es eine richtige Entscheidung von Grün-Rot gewesen sei, aufgrund rückläufiger Schülerzahlen auf ein Zwei-Säulen-System umzustellen. Der VBE sage „Ja“ zur Gemeinschaftsschule – da, wo sie gewollt werde. Die ideologische Verengung der neuen Schulart auf eine rein integrative Form gehe aber an den Bedürfnissen der Menschen und damit an der Realität vorbei. Um Bildung in Baden-Württemberg sorgsam weiterzuentwickeln, sei es nötig, parallel zu der integrativen Gemeinschaftsschule auch eine Gemeinschaftsschule aufzubauen, in der die einzelnen Bildungsgänge in einer differenzierten Form bestehen bleiben. So könnte der Bildungsgang der erfolgreich arbeitenden Realschulen erhalten bleiben und dennoch dem demografischen Faktor Rechnung getragen werden. Die Kommunen bekämen eine Wahlmöglichkeit zwischen einer integrativen und differenzierenden Gemeinschaftsschule.
Die Regierung etabliert ein neues Schulsystem, und die Lehrerinnen und Lehrer sind gefordert, denn die Arbeitsbelastung hat sich deutlich erhöht. Der Dienstherr verlangt mehr Leistung und kürzt gleichzeitig die Alimentation. Das alles passe nicht zusammen, so Brand. Schon im Jahr 2005 mussten die Junglehrer eine Besoldungskürzung in den ersten drei Dienstjahren um vier Prozent hinnehmen; jetzt folgt eine erneute Kürzung um weitere vier Prozent, was insgesamt acht Prozent weniger Gehalt pro Monat und damit rund ein Monatsgehalt ausmacht. Während in manchen Branchen dreizehn oder sogar vierzehn Monatsgehälter ausbezahlt werden, müssen sich Junglehrer rechnerisch mit elf Monatsgehältern pro Jahr zufrieden geben.
Der VBE hat nun zum Protest aufgerufen. Ausführliches Zahlenmaterial und Fakten zum Streichkonzert der grün-roten Landesregierung sind in der vom VBE an alle Schulen verschickten „Giftliste“ zu finden.