VBE: Lehrer sind nicht die Ausputzer der Nation

Kultusminister versucht, niedere Instinkte in der Bevölkerung anzusprechen

Stuttgart. „Natürlich ist es sinnvoll, wenn Lehrer mitbekommen, wie Industriebosse und Handwerker ticken“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erzie­hung (VBE). „Es gibt aber noch viel mehr Branchen, in denen die `Heulsusen von der Schulfront´ lernen könnten, wie das wahre Leben geht. Sollten Lehrer in den nächsten Ferien nicht auch mal kurz als Copilot in einem Jet mitflie­gen, dem Chefarzt bei einer schwierigen OP assistieren, einem Altenpfleger einen Tag lang bei seiner kräftezehrenden Arbeit über die Schulter schauen? Sollten sich Lehrer nicht auch in den harten Job eines Straßenbauers, eines Polizisten auf einer Montagsdemo, einer Verkäuferin, die den ganzen Tag ste­hen muss, einfühlen können?“

 

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Genügend Ferien haben die „faulen Säcke“ ja, hört man immer wieder. „Und das bisschen Schulehalten bei wohlerzogenen, lernbegierigen Schülern erledi­gen die Lehrer sowieso ganz nebenher am Vormittag, damit sie am Nachmit­tag auf dem Tennisplatz etwas für ihre Gesundheit tun können“, merkt der VBE-Sprecher ironisch süffisant an. Der VBE appelliert an Politik und Gesellschaft, von ständig neuen Forderun­gen an Schule und Lehrerschaft Abstand zu nehmen und realistische Ziele zu setzen. Lehrer können nicht jedes Problem der Gesellschaft lösen und schon gar nicht jeden Wunsch der Wirtschaft erfüllen. Lehrer sind weder die gro­ßen Alleskönner noch magische Wunderheiler, sondern Fachleute für Bildung und Erziehung – Schulmeister im wahrsten Sinne des Wortes.

Es sei traurig, dass ein so gescheiter Politiker wie Andreas Stoch meine, auf der Klaviatur der niederen Instinkte spielen zu müssen, bedauert der VBE-Sprecher. Auf diese Art und Weise könne man zwar kurzfristig den Beifall der Stammtische erheischen, hole aber die SPD nicht aus dem Umfragetief heraus.

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