Kultusminister versucht, niedere Instinkte in der Bevölkerung anzusprechen
Stuttgart. „Natürlich ist es sinnvoll, wenn Lehrer mitbekommen, wie Industriebosse und Handwerker ticken“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). „Es gibt aber noch viel mehr Branchen, in denen die `Heulsusen von der Schulfront´ lernen könnten, wie das wahre Leben geht. Sollten Lehrer in den nächsten Ferien nicht auch mal kurz als Copilot in einem Jet mitfliegen, dem Chefarzt bei einer schwierigen OP assistieren, einem Altenpfleger einen Tag lang bei seiner kräftezehrenden Arbeit über die Schulter schauen? Sollten sich Lehrer nicht auch in den harten Job eines Straßenbauers, eines Polizisten auf einer Montagsdemo, einer Verkäuferin, die den ganzen Tag stehen muss, einfühlen können?“
Genügend Ferien haben die „faulen Säcke“ ja, hört man immer wieder. „Und das bisschen Schulehalten bei wohlerzogenen, lernbegierigen Schülern erledigen die Lehrer sowieso ganz nebenher am Vormittag, damit sie am Nachmittag auf dem Tennisplatz etwas für ihre Gesundheit tun können“, merkt der VBE-Sprecher ironisch süffisant an. Der VBE appelliert an Politik und Gesellschaft, von ständig neuen Forderungen an Schule und Lehrerschaft Abstand zu nehmen und realistische Ziele zu setzen. Lehrer können nicht jedes Problem der Gesellschaft lösen und schon gar nicht jeden Wunsch der Wirtschaft erfüllen. Lehrer sind weder die großen Alleskönner noch magische Wunderheiler, sondern Fachleute für Bildung und Erziehung – Schulmeister im wahrsten Sinne des Wortes.
Es sei traurig, dass ein so gescheiter Politiker wie Andreas Stoch meine, auf der Klaviatur der niederen Instinkte spielen zu müssen, bedauert der VBE-Sprecher. Auf diese Art und Weise könne man zwar kurzfristig den Beifall der Stammtische erheischen, hole aber die SPD nicht aus dem Umfragetief heraus.