VBE missfällt die Reaktivierung pensionierter Lehrer für Flüchtlingskinder, toleriert sie jedoch wegen der Notsituation

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg befürwortet die Reak­tivierung von Pensionären für die schulische Bildung der Flüchtlingskinder keinesfalls, zeigt jedoch in Anbetracht der besonderen Notlage und der Dringlichkeit der Situation Verständnis dafür. Der Einsatz von Pensionären darf aber kein Dauerzustand werden.

Der VBE fordert eine konstruktive Regelung, wie der Einsatz der Pensionäre finanziell abge­golten werden soll. Aktuell ist es so, dass alles, was über die Dauer von neun Unterrichts­stunden hinausgeht, mit der Pension verrechnet wird. Nach Auffassung des VBE muss sich das Entgelt für den Einsatz an dem Betrag orientieren, der üblicherweise bei einer Verlängerung der Dienstzeit bezahlt wird. Es müssen folglich unterm Strich höhere Bezüge herauskommen.

Lehrer tragen besonders Sorge für die ihnen anvertrauten Flüchtlingskinder. Die Aufgabe er­fordert ein hohes Maß an persönlichem Engagement und geht mit einer hohen psychischen Be­lastung einher. Der Dienstherr ist daher in einer besonderen Fürsorgepflicht, wenn er Beamte aus dem Ruhestand zurückholt und wieder in den nicht ganz leichten Dienst schickt.

Der VBE weist darauf hin, dass der Einsatz der Pensionäre lediglich zeitlich eng befristet er­folgen darf und eine vorübergehende Maßnahme darstellt, mit der der besonderen Dringlich­keit der aktuellen Situation Rechnung getragen wird. Dennoch geht der VBE davon aus, dass sich diese Situation in den nächsten Jahren nicht legen wird. Die Kinder sind hier und werden viele Jahre bei uns die Schule besuchen. Es müssen folglich rasch strukturelle Maßnahmen ein­geleitet werden, die dazu geeignet sind, dieser Situation dauerhaft gerecht zu werden. Um eine qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu können, sind sofortige Fortbildungsmaßnahmen für al­le betroffenen Lehrkräfte und Pensionäre anzubieten, wobei der Schwerpunkt auf Unterricht in Deutsch als Fremdsprache und auf Formen interkulturellen Lernens mit allen Schülern zu legen ist.

Der VBE rügt in aller Deutlichkeit, dass in Phasen wirtschaftlicher Prosperität nicht dafür Sorge getragen worden ist, eine ausreichende Vertretungslehrerreserve aufzubauen, denn dann hätte man jetzt Ressourcen, mit denen man schnell (re)agieren könnte. Obendrein ruft man jetzt genau die Personengruppe zur Hilfe, der die Landesregierung bei der letzten Lohnrunde, was Versorgung und Beihilfe im Krankheitsfall betrifft, besonders wehgetan hat.

Der VBE Baden-Württemberg sieht, welche Herausforderungen auf das Land zukommen, und ist bereit, seinen Beitrag zu leisten. Der VBE setzt auf das ehrenamtliche Engagement – auch auf das der Pensionäre. Dieser Einsatz kann sich auf alle Felder des Kümmerns und Sorgens um Flüchtlinge erstrecken. Für das Unterrichten von Kindern kann dieser Einsatz der Pensionäre aber nur temporär sein und nicht zu einem Dauerzustand werden.

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