Die Erhöhung der Übergänge in die 10. Klasse kann auch keine Verbesserung bedeuten
Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt es, dass künftig mehr Haupt-/Werkrealschüler insgesamt zehn Jahre bis zum Abschluss zur Schule gehen dürfen, sieht aber in der Steigerung der Quantität nicht unbedingt ein Zeichen für eine Qualitätsverbesserung.
Ausgerechnet Hauptschüler, die sich mit dem Lernen eher schwerer tun, haben die kürzeste Schulzeit insgesamt und werden nach neun Schuljahren im Alter von fünfzehn Jahren in die Berufswelt entlassen, zu einem Zeitpunkt, da Seele und Körper der Jugendlichen oft noch nicht richtig dafür vorbereitet sind. Abiturienten beginnen mit deutlichem höherem Alter eine Berufsausbildung, sofern sie nicht zuvor sogar noch ein Studium aufnehmen.
Insofern begrüßt der VBE es ausdrücklich, wenn Hauptschüler nun wenigstens zehn Jahre zur Schule gehen dürfen.
Dass die Verdoppelung der Übergangsquoten auf die zehnte Klasse der Werkrealschule einen Qualitätssprung bedeutet, sei noch dahingestellt. „Dass das Kultusministerium allein auf Grund der prognostizierten Zahlen eine Erfolgsmeldung absetzt, ist schon ein wenig vermessen“, kritisiert VBE-Landeschef Gerhard Brand. Qualität von Unterricht und die Quantität der Übergangszahlen seien zwei Paar Stiefel. Noch hätten die potenziellen Zehntklässler ihren Werkrealabschluss nicht in der Tasche. Es wäre verheerend, wenn die Qualität der Abschlussprüfungen wegen des hohen Erfolgsdruckes, der auf dem Kultusministerium laste, „abgelastet“ werde, sprich: zu einem „Abschluss light“ verkomme. „Eine Erhöhung der Quote ist nicht gleichzusetzen mit einer Steigerung der Qualität des Abschlusses“, warnt Brand, dies bewirke meist sogar das Gegenteil.
26. März 2012