VBE: Realschulen als Steigbügelhalter für die Gemeinschaftsschulen heftig umworben

Stuttgart. Die Realschule als anerkannte „Sandwich“-Schulart zwischen Gymnasium und Hauptschule kam jahrelang ganz selten in die Schlagzeilen der Presse. „Sie war einfach da, sehr beliebt und machte hervorragende Arbeit“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Doch nun spricht alle Welt von der Realschule, da es ohne die Realschule keine Ausbreitung der politisch gewollten Gemeinschaftsschule geben kann. Deshalb fühlen sich viele Realschulen plötzlich als Mittel zum Zweck umworben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

In der Realschule wurde und werde solide Arbeit geleistet, unterstreicht der VBE-Chef. Das sei sicher auch mit ein Grund, warum diese Schulart bisher so wenig in den Schlagzeilen war. Schüler, Eltern, und Lehrer waren und sind mit „ihrer“ Realschule hochzufrieden. Als ein Ärgernis galten höchstens die meist bis zum Klassenteiler vollgefüllten Klassen, die durch „Rückkehrer“ aus den Gymnasien während des Schul­jahres auch bisweilen über Limit geführt werden mussten. Dass von Realschulseite kaum Klagen öffentlich geäußert wurden, heißt noch lange nicht, dass Schüler, Eltern und Lehrer dort nicht unter den zu vollen Klassen leiden; Klassen, die nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung noch größere Vielfalt in der Schülerschaft aufweisen.

Der VBE will nicht die Abwicklung der Realschule, sondern deren Stärkung durch den Ausbau des Wahlpflichtbereiches, eine Überarbeitung der Konzeption der Fächer, die Hervorhebung des typischen Profils dieser Schulart, eine zeitliche Entlastung der Kollegien und Schulleitungen, zusätzliche Lehrerstunden und Pädagogische Assisten­ten, die es bisher nur an Grund- und Werkrealschulen gibt, sowie die Erweiterung der Realschule um zwei Jahrgangsstufen mit der Möglichkeit, dort die Fachhochschulreife zu erwerben (R8) und eine verstärkte Vernetzung mit den beruflichen Gymnasien.

Während Haupt- und Werkrealschulen ein sehr starkes Interesse daran haben, sich zu einer Gemeinschaftsschule weiter zu entwickeln, herrscht auf Realschulseite weiterhin große Zurückhaltung. Ungeachtet dessen spricht der VBE den Lehrkräften an den 42 aktuellen und an den 87 fürs kommende Schuljahr genehmigten Gemeinschaftsschulen Respekt und Anerkennung aus für die Pionierarbeit, die mit erheblichem Mehraufwand an pädagogischen Innovationen und persönlicher Einsatzbereitschaft verbunden ist.

12.04.2013

Hinterlassen Sie einen Kommentar