Grüne zeigen sich nicht lernfähig
Stuttgart. „Zu viel Selbstbeweihräucherung ist auch eine Art von Umweltverschmutzung“ stellt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) anlässlich der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen in Esslingen fest. Wenn bei fast zwei Dritteln der Bevölkerung die Bildungspolitik der Landesregierung keine Zustimmung finde, wirke das Eigenlob des Ministerpräsidenten „Grüne können einfach gut regieren“ schlichtweg deplatziert.
Wenn der Ministerpräsident behauptet, dass die Veränderungen in der Schullandschaft nicht von der Regierung ausgehen, sondern vom demografischen Wandel, so ist das nur die halbe Wahrheit. Dass der Schülerrückgang die Schullandschaft umpflüge, ist jedoch eine Verdrehung der Tatsachen. Kleinere Klassen kämen nicht nur den Schülern zugute.
Auch die Lehrerschaft könnte bei deutlich umfangreicher gewordenen Aufgaben wie Schulentwicklung, Inklusion und eine buntere Mischung in den Klassen eine spürbare Entlastung dringend gebrauchen. Stattdessen kürzt Grün-Rot bis 2020 insgesamt 11.600 Lehrerstellen, fährt Stütz- und Förderkurse weiter massiv zurück, schließt Schulen aus Kostengründen, gibt den Elternwillen bei der Wahl der Schullaufbahn frei, beseitigt Noten und das Sitzenbleiben in den neuen Gemeinschaftsschulen, die sämtliche Bildungsgänge in einer Lerngruppe vereinigen sollen, und wundert sich, wenn an den Schulen alles drunter und drüber geht; Lehrer, Eltern, Schüler und Kommunalpolitiker murren.
„Den Pflug hat die Landesregierung angesetzt“, stellt der VBE-Sprecher in aller Deutlichkeit fest. Schulische Veränderungen seien durchaus sinnvoll, wenn sie behutsam auf den Weg gebracht und auch entsprechend finanziert werden. Bei der Bevölkerung kommen die Neuerungen immer mehr als eine Politik mit der Brechstange an. Bewährtes werde aufgrund von Visionen radikal über den Haufen geworfen, statt die Beteiligten dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden, und sie langsam mitzunehmen. „Aufbruchstimmung herrscht an den Schulen schon lange nicht mehr“, so der VBE-Sprecher. Grün-Rot habe den Vertrauensvorschuss anlässlich des Wechsels bei der letzten Landtagswahl verspielt. Sich jetzt auf die Schultern zu klopfen und sich ein „Weiter so“ zuzurufen, lasse einen Erfolg bei der nächsten Landtagswahl immer unwahrscheinlicher erscheinen. Zweieinhalb Jahre nach dem Wechsel immer noch jede verfahrene Situation der Vorgängerregierung anzulasten und dabei das eigene Tun völlig auszuklammern, wirke langsam lächerlich. „Gute Bildungspolitik geht anders“, so der VBE-Sprecher.