Schüler verlässlich begleiten – Intelligenz ist nicht alles
Stuttgart. „Körperliche und seelische Belastbarkeit, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und Geduld, Frustrationstoleranz, Geschicklichkeit, Einfühlungsvermögen und Teamfähigkeit sind für eine erfolgreiche Schullaufbahn mindestens ebenso wichtig wie Intelligenz“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, anlässlich des Unterrichtsbeginns am Montag in Baden-Württemberg. „Schüler lernen nachhaltig am besten ganzheitlich: mit Kopf, Herz und Hand“, so Brand.
Zu ehrgeizige Eltern sehen bisweilen ausschließlich die intellektuellen Vorzüge ihres Kindes und vernachlässigen den Blick auf andere Faktoren, die in der Schule gleichfalls eine nicht unerhebliche Rolle spielen: soziale, seelisch-emotionale, psychomotorische und physische Aspekte. Intelligenz ist nicht alles in der Schule. Gerade Eltern von hochbegabten oder vermeintlich hochbegabten Kindern fühlen sich schnell unverstanden, wenn Pädagogen den Schüler nicht nur mit der ausschließlich auf die kognitive Begabung ausgerichteten Brille sehen.
Insbesondere der Grundschulbildungsplan fordert und fördert Kommunikationskompetenz. Das Lernen miteinander und voneinander geschieht verstärkt in Gruppen- und Partnerarbeit. In der Grundschule hält der Lehrer keine Vorlesungen, sondern ermuntert die Schüler zum gemeinsamen Beraten, Ausprobieren und Schlussfolgern. Da haben es introvertierte Einzelgänger mitunter schwerer. Manche Kinder können sich bei Gruppenarbeit nicht so leicht ein- oder unterordnen, werden verhaltensauffällig und stören Mitschüler. Bisweilen haben diese Kinder auch Probleme im Sport und bei gemeinsamen Spielen.
„Es ist für Eltern nicht damit getan, das Kind in der Obhut der Schule zu wissen und darauf zu vertrauen, dass die Lehrer alles schon irgendwie richten werden“, warnt der VBE-Chef. Das tägliche Interesse der Eltern an den Lernfortschritten ihres Kindes sowie die Würdigung ordentlich gemachter Schul- und Hausaufgaben würden nicht nur Schulanfängern das Gefühl für die Wichtigkeit und Wertigkeit ihrer Arbeit geben. „Schüler entwickeln sich vor allem dann positiv, wenn sie verlässlich Zuwendung, Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren, Ermutigung statt Entmutigung, Geduld statt Ungeduld“, sagt Brand an die Adresse der Eltern und der Lehrer.
Die Politik dagegen müsse für entsprechend optimale Rahmenbedingungen sorgen und dürfe es nicht bei Ankündigungen belassen. Gute Worte allein machten noch keine bessere Schule, so Brand.
9. September 2011