Nicht auf die Frühpensionierung setzen, sondern rechtzeitig gegensteuern
Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht beim Arbeits- und Gesundheitsschutz für Lehrkräfte weiterhin vieles im Argen. Dass die Landesregierung jetzt auch noch vorhat, die Altersermäßigung zu streichen, zeigt, dass es mit der Fürsorge des Dienstherrn gegenüber dem schulischen Personal momentan nicht zum Besten steht.
In der Öffentlichkeit hat sich durch die Berichte über die Situation an den Schulen des Landes das Bild des Lehrers gewandelt: weg vom „faulen Hund“ hin zum „armen Schwein“. Kein Lehrer hängt aus Lust und Laune oder aus Bequemlichkeit seinen Beruf vorzeitig an den Nagel, um sich einen vermeintlich schönen Ruhestand zu machen. Vorzeitige Pensionierungen von Lehrern erfolgen nach gründlichen (amts)ärztlichen Untersuchungen, nach langem physischen und psychischen Leidensweg und etlichen fehl geschlagenen Therapieversuchen.
Krankheitsbedingte Frühpensionierungen von Lehrern leiten sich nach Auffassung des VBE unter anderem auch von den eher unerfreulichen Rahmenbedingungen an den Schulen des Landes ab. „Bei übervollen Klassen, schwieriger gewordenen Schülern und zunehmenden Aufgaben fehle Fachpersonal an allen Ecken und Enden”, bemängelt der Sprecher, „älteren Lehrkräften werde noch immer keine Möglichkeit zur Altersteilzeit eingeräumt, die Altersermäßigung soll ganz fallen.“
Heizungsanlagen, Computernetzwerke und Kopiergeräte in den Schulen werden regelmäßig gewartet, damit sie einsatzbereit bleiben; um die Gesundheit der Lehrer macht man sich noch viel zu wenig Gedanken. Es werde immer noch viel zu wenig auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für Lehrkräfte getan, beklagt der VBE-Sprecher. Und wenn an den Schulen Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt werden, ohne dass dann wirkungsvolle Abhilfemaßnahmen folgten, seien sie das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.
Dass die grün-rote Landesregierung jetzt auch noch vorhat, die Altersermäßigung bei Lehrern zu streichen zeigt, dass der Erhalt der Gesundheit der Pädagogen vom obersten Dienstherrn wohl nicht als oberste Priorität gesehen wird. Arbeits- und Gesundheitsschutz muss, damit er effizient sein kann, früh beginnen. „Früh vorzubeugen ist besser als früh zu pensionieren“, so der VBE-Sprecher.