VBE: Schüler durch Fordern noch mehr fördern

Leistung ist nichts Verwerfliches, ganz gleich an welcher Schulart

Stuttgart. „Leistungen von Schülern einzufordern ist weder unpädagogisch noch un­menschlich. Im Gegenteil: eine schulische Leistung zu erbringen, sollte mo­tivierend und persönlichkeitsstärkend sein“, unterstreicht der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Ein Unter­richt, der Leistungsanforderungen vernachlässige, begünstige die leistungs­orientierteren Schüler und benachteilige lustlose und schwächere.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Eine Schule ohne Leistungsanforderung wird weder ihrem Bildungs- und Erzie­hungsauftrag noch dem vorhandenen Leistungswillen der Kinder gerecht. Eltern und Lehrer müssen daher die in der Regel natürliche positive Grundeinstellung der Kinder zur eigenen Leistung erhalten und fördern. Dabei sollen Leistungsan­forderungen nicht nur auf den kognitiven Bereich beschränkt bleiben, sondern auch das Einfühlungsvermögen – die Empathie – und das soziale Engagement stärken.

Nach Auffassung des VBE muss eine Schule, deren Bildungsziel „Mündigkeit der Schüler“ lautet, Kinder und Jugendliche zu aktiven und selbständigen Bür­gern erziehen; Bürger, die auch in der Dynamik eines gesellschaftlichen Um­bruchs bestehen können. Lernen in einer demokratischen Leistungsgesellschaft hat deshalb immer emanzipatorischen Wert. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass Schüler mit geringerer Leistungsfähigkeit aufgebaut, verlässlich ge­fördert und zu einem angemessenen Bildungsniveau geführt werden, ganz gleich an welcher Schulart sie sind. Dafür benötigen alle Schulen ausreichende Stütz- und Förderstunden sowie zusätzlich die Unterstützung durch Eltern, Sozialpäda­gogen und gegebenenfalls auch durch Schulpsychologen und Therapeuten.

Eine weitere wesentliche Aufgabe der Schule ist es, den Schülern Kompetenz zum Lernen zu vermitteln. Denn nur wer in der Lage ist, Lernprozesse selbst­tätig zu organisieren und effektiv durchzuführen, kann die eigene Leistungs­fähigkeit auf Dauer erhalten und erweitern.

29. April 2012

VBE: Jeder Sitzenbleiber ist ein Sitzenbleiber zu viel

Gefährdete Schüler rechtzeitig fördern und begleiten

Stuttgart.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg behaup­tet, dass jeder Sitzenbleiber in der Schule ein Sitzenbleiber zu viel sei. Trotzdem werde es immer wieder unbelehrbare und völlig demotivierte Schüler geben, die es darauf anlegten, eine „Ehrenrunde“ zu drehen. Es sei jedoch mit Aufgabe der Schule, so VBE-Vorsitzender Gerhard Brand, Kin­der und Jugendliche, die Schwierigkeiten mit dem Lernen haben, frühzeitig und so intensiv zu fördern, dass deren Versetzung am Schuljahresende zu keiner Zeit als gefährdet angesehen werden müsse. Dafür benötigten die Schulen entsprechende Lehrerstunden.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

Mit unter 2 Prozent ist die Quote der Sitzenbleiber in Baden-Württemberg sehr niedrig. Trotzdem ist jeder sitzengebliebene Schüler einer zu viel. In der Regel sei das Diagnostizieren von Schülerdefiziten nicht das Hauptproblem, sagt der VBE-Vorsitzende. Sorge bereite Eltern und Lehrern gleichermaßen, dass die Schulen meist nicht genügend Unterstützungsmaßnahmen anbieten können, um diesen Defiziten rechtzeitig etwas entgegenzusetzen. Vorgaben der Politik, etwa die Sitzenbleiberquote zu halbieren, könne zwar postwendend von den Schulen umgesetzt werden, würde aber nicht unbedingt zu einer Qualitätssteigerung füh­ren. Der VBE spricht sich gegen die grundsätzliche Abschaffung des Sitzen­bleibens aus, zumal das (Nicht-)Versetzungsverfahren sehr differenziert gesehen werden muss. Eine Versetzung trotz nicht ausreichender Noten ist zur Probe oder aus pädagogischen Gründen möglich. Für schulische „Saisonarbeiter“ mit deutlich zur Schau getragener Null-Bock-Mentalität kann das angeordnete Wie­derholen einer Klassenstufe bisweilen erzieherisch wertvoll sein.

 

Das Aussprechen einer Nichtversetzung erfolgt stets nach einer gründlichen pädagogischen Überprüfung und Würdigung der gesamten Schülerpersönlich­keit, nicht nur aufgrund reiner Zahlenarithmetik. Generell sollten sich Eltern und Lehrer hüten, Sitzenbleiber als Versager abzustempeln. Gerade Schüler mit we­niger erfolgreichen Zeugnisnoten bedürfen der Ermunterung und Hilfe.

Je schneller diese Unterstützung einsetze, desto besser sei es für alle Betei­ligten, betont VBE-Chef Brand. Optimal sei es, wenn eine frühe und intensive Förderung das Sitzenbleiben des Schülers schlichtweg überflüssig machen würde.

15. Juni 2011