Stuttgart. „Überlastungs- und Erschöpfungssymptome bei Lehrern sind meist Ausdruck eines dauerhaft zu großen Engagements“, versichert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. In der Regel haben sich diese Pädagogen im Dienst völlig verausgabt, so der VBE-Sprecher.
Das für die Gesunderhaltung notwendige gedankliche Abschalten von der Arbeit außerhalb der Schule könne von vielen Lehrern nicht vollzogen werden, weil sie sich zum einen zu stark mit der Schule und den Schülern identifizierten, zum anderen zwangsläufig immer wieder Arbeit mit nach Hause genommen werden müsse, sagt der VBE-Sprecher. Viele Pädagogen seien noch in den Ferien Jäger und Sammler, stets auf der Suche nach geeignetem Anschauungsmaterial für ihren Unterricht.
Verschiedene Studien zur Lehrergesundheit haben gezeigt, dass gerade besonders engagierte Lehrer nach vielen Jahren des aufreibenden Berufsalltags Gefahr laufen, psychisch zu erkranken oder völlig auszubrennen.
Nicht nur die Lehrer sollten mehr auf ihre Gesundheit achten, meint der VBE-Sprecher, noch wichtiger sei es, dass die Politik aktiv werde und die Arbeitsbedingungen an den Schulen verbessere. An erster Stelle der Agenda stehe bei den Pädagogen der Wunsch nach kleineren Klassen (derzeit sitzen immer noch bis zu 30 Schüler in einer Klasse), dichtgefolgt von dem Bedürfnis nach einer spürbaren zeitlichen Entlastung, da zusätzliche Vertretungsstunden für erkrankte Kollegen und außerunterrichtliche Tätigkeiten wie das Führen von Beratungsgesprächen und die Teilnahme an Fachkonferenzen und Steuerungsgruppen überproportional zugenommen haben. Zur Erhaltung der Gesundheit wären außerdem eine stärkere Altersermäßigung hilfreich sowie die Möglichkeit, ab 55 Jahren Altersteilzeit wählen zu können.
Bei Erziehungsproblemen mit Schülern sollten Eltern wieder verstärkt mit in die Pflicht genommen werden, da die Erstverantwortung für die Kinder und Jugendlichen nach wie vor bei den Erziehungsberechtigten liegt. „Lehrer sind keine pädagogischen Allzweckreiniger, die zu ihrem eigentlichen schulischen Bildungsauftrag noch so nebenher sämtliche gesellschaftlichen Werte- und Erziehungsdefizite bei den Schülern ausbügeln“, schimpft der VBE-Sprecher.
17. Mai 2012