VBE: Die Politik muss mehr für die Grundschulen tun

Primarstufe ist das Fundament einer soliden Bildung

Stuttgart. Durch die vielen Berichte über neue Gemeinschaftsschulen, sterbende Haupt­schulen, übervolle Realschulen sowie über G 8 und G 9 rückt die Grundschule aus dem Blickfeld. 2433 gibt es davon in Baden-Württemberg. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) macht sich für eine Aufwertung der Grund­schulen stark und nimmt dafür die Politik in die Pflicht.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse über kindliche Lernprozesse müs­sen Kompetenzen von Schülern gestärkt und Strategien zum gemeinsamen und in­dividuellen Lernen vermittelt werden. Ziel ist es, in der Grundschule die Grundlage für ein erfolgreiches „lebenslanges Lernen“ zu legen, so der VBE-Sprecher. Der Lehrerverband bejaht den Leistungsanspruch der Grundschule ausdrücklich, denn „Kinder wollen etwas leisten und freuen sich über jeden Lernfortschritt, den sie selber feststellen können oder der ihnen bestätigt wird.“ Dafür werden ausreichen­de Lehrerstellen – auch für Krankheitsvertretungen, für Arbeitsgemeinschaften so­wie für Stütz- und Förderstunden benötigt. Hier ist noch einiges im Argen.

Der VBE unterstützt ein Beurteilungssystem in der Grundschule, das auf positive Verstärkung, Ermutigung und Motivation zum selbstständigen Lernen aufbaut. Dies führt beim Schüler zur Stärkung des Selbstwertgefühls, zur Selbstsicherheit und zum Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. Eltern müssen die Schule beim Bildungs- und Erziehungsauftrag unterstützen. „Das heißt nicht, dass Eltern ständig Nachhilfelehrer spielen müssen“, unterstreicht der VBE-Sprecher, sondern bedeutet, dass Eltern schulisches Lernen grundsätzlich wichtig nehmen und die Kinder entsprechend ermuntern – und das nicht nur vor Klassenarbeiten(!). Die Kommunikation zwischen Eltern und Pädagogen ist dabei besonders wichtig.

Der VBE setzt sich mit Vehemenz für die schon lange überfällige Aufwertung der Grundschularbeit ein, denn „das Fundament ist nicht nur beim Hausbau von Bedeutung“, so der VBE-Sprecher. Viele Eltern wünschten sich eine verlässliche Grundschulbetreuung oder mehr Ganztagesschulen. Dies unterstützt der VBE, möchte aber trotz des besseren pädagogischen Konzeptes bei der gebundenen Ganztagesschule keine „Zwangsbeglückung“, sondern weiterhin die freie Wahl­möglichkeit für Eltern, ihre Kinder nachmittags daheim zu haben oder gut in einer Schule aufgehoben zu wissen.

VBE: Grün-Rot vernachlässigt die Kleinen

Wo bleibt die Unterstützung für die Grundschulen?

Stuttgart. „Bildungsgerechtigkeit muss bereits in Kindertagesstätten und in der Grund­schule anfangen“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Die Abhängigkeit des Schulerfolges von der sozialen Herkunft zeigt sich schon in der Grundschule. Alle Kinder sollten möglichst früh eine optimale Bildung und Erziehung genießen dürfen. Trotzdem warten Grundschulen bis heute vergebens auf die Hilfe der grün-roten Koalitionäre.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auch im kommenden Schuljahr geht wieder keine einzige Poolstunde für Klassen­lehrerstunden oder Klassenteilungen an die Grundschulen, fehlen weiterhin Ver­tretungslehrkräfte, Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Theater sowie Stütz- und Förderstunden. Grundschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, bleiben ohne alternative Bildungsangebote und Beaufsichtigung. Der von Grün-Rot vorgesehene Ethikunterricht ab der ersten Klasse für Kinder, die keinen Religi­onsunterricht besuchen, ist aus Ressourcengründen noch nicht umgesetzt worden.

Die von der SPD angeprangerten und angeblich durch die schwarz-gelbe Vor­gängerregierung verursachten bundesweit höchsten Kosten für private Nachhilfe­stunden fallen in einem nicht unerheblichen Maße bereits bei Grundschülern an. Hilfe wurde bisher immer nur versprochen, aber noch nicht umgesetzt. Deshalb hängt die Bildung der Grundschüler nach wie vor vom Geldbeutel der Eltern ab.

„Bevor das von der SPD geführte Kultusministerium Anerkennung von Lehrern und Eltern bekommen kann, muss noch einiges getan werden“, sagt VBE-Chef Brand. Wenn im Bildungsbereich mit der einen Hand Ressourcen kräftig abgezo­gen werden und mit der anderen als Ersatz lediglich ein kleines „Trostpflästerle“ verabreicht wird, ist das in der Summe eine erschreckende „Negativzuführung“ und keine zusätzliche Hilfe für die Schulen. „Grundschulen sind jetzt und nicht ir­gendwann auf die Unterstützung durch die Politik angewiesen“, moniert Brand.

VBE lobt die Grundschule: „Ein „richtiges Erfolgsmodell“

Stuttgart. Schulen stehen zurzeit ständig im Fokus der Öffentlichkeit: Die Hauptschulen kämpfen ums Überleben, die neuen Gemeinschaftsschulen um einen vorderen Platz. Die Gymnasien wissen nicht so richtig, ob sie 9-jährig oder 8-jährig erfolgreicher sind. Die Realschulen platzen aus allen Nähten, und die Sonder­schulen rechnen ab 2013 mit einer möglichen Inklusionswelle.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg bezeichnet die Grundschulen des Landes als ein “echtes Erfolgsmodell“ unter den Schularten. Die Grundschule als Schule für alle setzt den pädagogischen Auftrag um, jedes Kind in seiner Einzigartigkeit zu fördern und zu fordern. Lediglich der Klassenteiler von 28 Kindern bereitet vielen Grundschullehrern Sorge, da er eine noch intensivere För­derung und ein noch größeres individuelles Eingehen auf den jeweiligen Schüler erschwert und die zeitliche Zuwendung des Lehrers zu stark beschränkt. 25 Schüler pro Klasse wären immer noch genug.

„Durch ideenreichen Unterricht, vielfältige Projekt- und Werkstattarbeit sowie eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern stellen sich die Grundschullehrkräfte sehr erfolgreich auf die Kinder ein“, lobt VBE-Chef Gerhard Brand die hervor­ragende Arbeit der Pädagogen. In Grundschulen gelingt es, die Freude der Schüler an der Leistung zu wecken und die Stärken des einzelnen Kindes hervorzulocken. Auf diesem soliden Fundament können die weiterführenden Schulen dann gut auf­bauen.

 Lehrer wünschen sich genauso wie die Eltern, dass die Freude, die Neugier und die Begeisterung der Kinder, die sie bei der Einschulung gezeigt haben, lange er­halten bleiben. In die Grundschule gehören deshalb nach Auffassung des VBE die besten Lehrkräfte. „Die gesellschaftliche Anerkennung der Grundschularbeit müss­te sich in einer gerechteren Besoldung ausdrücken“, moniert Brand. Als ärgerlich hatten es viele Pädagogen empfunden, dass die Grundschulzeit von der Jagd nach der „richtigen“ Bildungsempfehlung überschattet worden war. Dies hat bei vielen Schülern ein entspanntes und damit effizientes Arbeiten und Lernen verhindert. Die Freigabe der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung hat jetzt den Stress aus der Grundschule herausgenommen, die Probleme aber möglicherweise in die Se­kundarstufe verlagert.