Leseförderung beginnt lange bevor ein Kind lesen lernt
Stuttgart. „Die Leseförderung kann gar nicht früh genug beginnen, schon lange bevor ein Kind einen Kindergarten oder ein Schulhaus betritt“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, zum Welttag des Buches am 23. April. Die Liebe zum Buch wird von Erwachsenen oder älteren Geschwistern geweckt, die Geschichten lebendig vorlesen und das Kind – noch bevor es selber lesen kann – auf eine sehr angenehme Art und Weise in die Welt der Buchstaben einführen.
Auch Grundschullehrer, die sich trotz Stoffdruck immer wieder Zeit nehmen, im Unterricht aus Büchern vorzulesen, „verführen“ Schüler dazu, sich diese Literatur in der Bücherei auszuleihen oder zum Geburtstag zu wünschen und dann selber zu lesen. Eine Klassenbibliothek mit griffbereiten Nachschlagewerken und spannenden oder lustigen Geschichten hat gleichfalls einen hohen Aufforderungscharakter.
Ein guter Deutschunterricht zeichnet sich nach Auffassung des VBE dadurch aus, dass Schüler Freude am lauten und leisen Lesen bekommen und diese auch behalten, dass der Umgang mit Buchstaben Lust und nicht Frust hervorruft. Immer mehr ehrenamtliche Lesepaten unterstützen dabei heute die Pädagogen.
Die große Vorbildfunktion der Erwachsenen sei nicht zu unterschätzen, so Brand, „Kinder sehen sehr wohl, ob sich Eltern und Lehrer aus Tageszeitungen, Fachzeitschriften, aus Lexika und Sachbüchern Informationen beschaffen, ob Lesen als unterhaltsam und entspannend empfunden wird oder lästige Plage bedeutet.“
Kinder, die von klein auf mit Geschichten aufwachsen, kommen in der Schule besser mit. Bezeichnenderweise ist auch die Analphabetenquote bei diesen Schülern geringer. Wer gut lesen kann, ist eindeutig im Vorteil, hat größere Bildungschancen. Benachteiligungen von Kindern zu vermeiden, ist ein wichtiges Ziel. Eltern können dazu einen aktiven Beitrag leisten – nicht nur am Tag des Buches.
„Der Welttag des Buches steht zwar noch nicht in jedem Kalender. Trotzdem ist er ein Tag, der nicht nur für Bibliothekare und Buchhändler Bedeutung haben sollte“, meint VBE-Chef Brand. Auf Antrag Spaniens wurde dieser Tag für die Bücher, das Lesen, für die Kultur des gedruckten Wortes und auch für die Rechte der Autoren 1995 von der Unesco ins Leben gerufen und auf den 23. April gelegt, den Todestag von Cervantes und Shakespeare.
22.04.12