Krankheitsreserve an den Schulen ist zu knapp kalkuliert
Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg hat Verständnis für die Befürchtungen des Landeselternbeiratsvorsitzenden Christian Bucksch wegen der unsicheren Versorgung der Schulen mit Lehrerstunden, sieht das Problem jedoch weniger in der eher kalkulierbaren Elternzeit von männlichen Lehrkräften begründet als vielmehr in der ungenügenden Lehrerreserve bei plötzlich auftretenden Krankheitsfällen.
Der VBE bemängelt, dass die Versorgung an den Schulen weiterhin nicht dem entspricht, was eigentlich zur Steigerung eines qualifizierten Bildungs- und Erziehungsauftrages und für einen modernen Unterricht erforderlich wäre. Noch immer werden nötige Stütz- und Förderkurse erst dann erteilt, wenn genügend Lehrerstunden aus dem Ergänzungsbereich „übrig“ sind, noch immer fehlen Lehrer für pädagogisch sinnvolle Teilungsstunden bei zu vollen Klassen.
Weil den Schulen nicht genügend feste Vertretungslehrer („Springer“) zur Verfügung stehen, müssen bei Erkrankung von Lehrkräften besonders bei der „verlässlichen Grundschule“ Klassen zusammengelegt werden, was zu einer massiven Beeinträchtigung der Unterrichtsqualität führt. „Vor allem, wenn die zusammenzulegenden Klassen größer sind, wird aus Unterricht sehr schnell nur noch Betreuung“, moniert der VBE-Landesvorsitzende, Gerhard Brand. Dann litten zwei Klassen unter der Erkrankung eines Lehrers.Oft geht die Verlässlichkeit der Grundschule zu Lasten der Haupt- und Werkrealschüler, die nach Hause geschickt werden, damit Hauptschulkollegen als „Feuerwehr“ in der verlässlichen Grundschule eingesetzt werden können. Das dürfe nicht mehr so sein, kritisiert der VBE-Chef, da auch Hauptschüler ein Recht auf einen verlässlichen Unterricht haben.
Dass der Ergänzungsbereich weiterhin ein Mauerblümchendasein fristet, ist ein großes Ärgernis. Zum Ergänzungsbereich gehören neben den Stütz- und Förderstunden die Arbeitsgemeinschaften, die Schülern besonders Freude machen und motivierend für die Arbeit an der Schule sein sollten. Ein Teil kann zwar, solange Geld vorhanden ist, durch Lehrbeauftragte, Jugendbegleiter oder durch Kooperationen mit Vereinen abgedeckt werden; die eigentlichen Bezugspersonen der Schüler aber, nämlich die Lehrer, bleiben von diesen pädagogisch wertvollen Angeboten in der Regel ausgeschlossen, weil keine Stunden mehr dafür zur Verfügung stehen.
17. Juli 2011