Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht die Not an den Schulen: Lehrer sollen die Schulentwicklung voranbringen, neueste pädagogische Konzepte vom individuellen Lernen über Inklusion bis zur Gemeinschaftsschule professionell umsetzen, werden aber dabei mehr oder minder allein gelassen. „Und wenn eine Schule initiativ wird, einen Experten als Fortbildner einlädt, soll der möglichst auch noch ganz wenig kosten“, moniert der VBE-Sprecher.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, die lediglich in homöopathischer Verdünnung bei den Lehrkräften des Landes ankommen, können nach Auffassung des VBE keine weltbewegenden Veränderungen an den Schulen bewirken. Wer Schule neu denken will, sollte nicht nur neue Wege in der Lehrerausbildung beschreiten, sondern auch an die denken, die bereits seit Jahren in der „Tretmühle Schule“ arbeiten. Der VBE kritisiert, dass Lehrkräfte, die bereits im System Schule verwurzelt sind, viel zu wenig Beachtung finden und Mittel für Fortbildung sogar gekürzt statt aufgestockt werden.
Es kann etwas am Konzept nicht stimmen, wenn Fortbildung nur für einen sehr eingeschränkten Adressatenkreis stattfindet, der das erworbene Wissen wiederum an Multiplikatoren weiterreicht, die anschließend nach dem Schneeballsystem in der Region dafür sorgen, dass Lehrer sich nebenher fortbilden und danach das jeweils eigene Kollegium im Rahmen einer Lehrerkonferenz über die Neuerungen informieren,. Das ist alles andere als professionell und erinnert eher daran, wie Kinder „Stille Post“ spielen.
Wer qualitativ höherwertigen Unterricht will, muss dafür sorgen, dass Lehrer höherwertig aus- und fortgebildet werden. Qualifizierte Lehrgänge auf Akademie-Ebene sollten dem ganzen „pädagogischem Fußvolk“ mit ausreichenden Angeboten offenstehen. Jetzt rächt es sich, dass die Landesakademien in Calw und Donaueschingen dicht machen mussten. Bad Wildbad, Esslingen und die Comburg stoßen an Kapazitätsgrenzen. Vor allem die mehrtägigen Kurse in aktueller Pädagogik sind so überlaufen, dass Interessenten Absagen erhalten. Auf der anderen Seite müssen regionale Lehrerfortbildungen – das sind zusätzliche nachmittägliche Angebote nach fünf oder sechs anstrengenden Schulstunden am Vormittag – oft mangels Nachfrage storniert werden.
Lehrer sollen sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen, sollen Schulprofile entwickeln, neue Bildungspläne und Bildungsstandards umsetzen, mit Schulentwicklung und Evaluation umgehen. Dafür wird optimale Fortbildung benötigt. Eine zeitgemäße Lehrerfortbildung lässt Pädagogen nicht im „eigenen Saft“ schmoren, sondern bringt immer wieder qualitativ hochwertige Impulse – von außen. Und das kostet Geld.
7. April 2013