Der Frontalunterricht muss deshalb nicht in die Mottenkiste
Stuttgart. Bei den Vorzügen der Gemeinschaftsschule wird immer wieder auf das andersartige Lernen an dieser Schulform verwiesen. Dabei hört man oft einen gewissen Stolz mit heraus, dass dort kaum noch Frontalunterricht stattfindet. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg wendet sich gegen eine grundsätzliche Abwertung des Frontalunterrichts an Schulen. Dieser habe – in wohldosierter Form – selbst in der modernen Pädagogik seine Daseinsberechtigung und sei nicht per se schlecht, behauptet der VBE-Sprecher.
Der professionelle Umgang mit individuellem Lernen, mit Freiarbeit, Gruppenunterricht, Lerntheken, Partnerarbeit, Stationenlernen und Wochenplan gehört heute zum Standardrepertoire einer modern ausgebildeten Lehrkraft.Trotzdem ist ein gut vorbereiteter und interessant dargebotener Frontalunterricht nicht minder erfolgversprechend für das Weiterkommen der Schüler als Unterricht, der ausschließlich auf das selbstorientierte Lernen setzt oder einseitig auf Teamarbeit am Gruppentisch, wo alle Schüler zwar immer „beschäftigt“ sind, am Ende der Stunde aber manchmal nicht mehr so genau wissen, warum sie eigentlich was gemacht haben. Und das sind meist gerade die, die besonderer Förderung bedürfen.
Auch Frontalunterricht, also lehrerzentrierter Unterricht, könne in hohem Maße an den Schülern ausgerichtet und damit pädagogisch äußerst wertvoll sein, vor allem wenn danach ein deutlicher Lernzuwachs abzulesen sei, so der VBE-Sprecher.
In der Schule bewahrheitet sich die alte Lebensweisheit, dass es auf die richtige Dosis und auf eine gute Mischung ankommt. Nicht umsonst machen sich Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung gründlich Gedanken, welche Methode sich am besten für die jeweiligen Stundeninhalte eignet. Dabei kann sogar der Frontalunterricht bisweilen das Mittel der ersten Wahl sein – auch in einer Gemeinschaftsschule. Bei Wikipedia heißt es: „…Bis heute ist Frontalunterricht in der Lehrerausbildung fast ein Unwort; Lehramtsreferendaren wird oft der Eindruck vermittelt, dass alle anderen Sozialformen per se überlegen seien…“
Abwertende Bemerkungen über Lehrer, die von Zeit zu Zeit frontal unterrichten, oder gar eine öffentliche Brandmarkung dieser Art von Unterricht seien schlichtweg deplatziert, unterstreicht der VBE-Sprecher.
29. Januar 2012