Sommerferien bieten Gelegenheit, exzessiv die Medien zu nutzen
Stuttgart. Bedingt durch die Vielzahl der verfügbaren modernen Medien sei Gewalt heute für Kinder und Jugendliche permanent präsent, beklagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Jetzt, in den Sommerferien, hätten Schüler noch mehr Zeit, ihrer Sucht exzessiv zu frönen.
Der Gewöhnungseffekt bei Gewaltdarstellungen führt rasch zu einer gewissen Abstumpfung und drückt die innere Hemmschwelle, selber verbale oder körperliche Gewalt anzuwenden, langsam, aber unaufhörlich nach unten. Die negativen Auswirkungen sind in den Klassenzimmern und auf den Schulhöfen zu beobachten. Das reichhaltige Angebot an medialem Mord und Totschlag schon für Kinder ist beängstigend. Gangsterfilme und Krimiserien, die früher ausschließlich im Abendprogramm gelaufen sind, werden sogar von öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten als Wiederholung am Nachmittag gesendet, zu einer Zeit, zu der die meisten Kinder und Jugendlichen vor dem Bildschirm sitzen. „Genügte in den Filmen der Altmeister noch die Andeutung einer Gewalttat, um Spannung zu erzeugen, wird heute in Nahaufnahme und Zeitlupe gezeigt, wie das Messer ins Fleisch des Opfers dringt“, moniert der VBE-Sprecher.
Das Grauen und die Gewalt auf dem Bildschirm können bei dafür empfänglichen Kindern und Jugendlichen regelrecht zur Sucht werden, mit all den Folgen, die auch bei anderen Süchten zu beobachten sind. Manche Schüler konsumieren den Horrorkitzel gleich mittels mehrerer Medien (TV, DVD, PC) wie Drogensüchtige, die sich mit Rauschgiften oder ersatzweise mit Alkohol und Medikamenten „zumachen“.
Geborgenheit und Anerkennung sowie klar gezogene und konsequent eingeforderte Grenzen bilden den besten „Impfstoff“ gegen Gewalt. Positive Identifikationsmöglichkeiten in der Schule, in Kirchen, in Vereinen oder in anderen Gruppierungen erzeugen ein Wir-Gefühl und erhöhen bei Schülern die Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. „Werte, für die die Jugend offen ist, wie Solidarität und soziales Engagement, werden zwar auch in den Schulen vermittelt und gepflegt, man darf jedoch die Eltern nicht aus ihrer Erstverantwortung entlassen“, sagt der VBE-Sprecher. Jeder Bildschirm habe einen Ausschaltknopf – auch in den Sommerferien.