Stuttgart. Wenn man die Dienstzeit der letzten Kultusminister (m/w) Baden-Württembergs anschaut, fällt auf, dass deren Verbleiben im Amt kürzer wird. Kam Annette Schavan noch auf elf Jahre, war Helmut Rau lediglich fünf Jahre Kultusminister. Marion Schick musste bedingt durch den Regierungswechsel bereits nach einem Jahr gehen. Gabriele Warminski-Leitheußer warf nach nicht einmal zwei Jahren das Handtuch. Jetzt soll Andreas Stoch (SPD) die Erwartungen erfüllen, die seine Vorgängerin noch nicht hatte realisieren können, weil ihr neben der nötigen Zeit auch der Rückhalt in den eigenen Reihen fehlte.
Warminski-Leitheußer hatte versucht, innerhalb von nur 20 Monaten ein zementiertes Schulsystem umzukrempeln: die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung wurde abgeschafft, die Gemeinschaftsschule eingeführt, die Haupt-/Werkrealschule abgewickelt, das neunjährige Gymnasium zurückgeholt und parallel zum achtjährigen aufgestellt, der Ausbau von Ganztagsschulen vorangetrieben.
Noch nie sind Lehrkräfte an den Schulen so verunsichert gewesen wie jetzt. Wie lange gilt das Versprechen, dass kleine Grundschulen nicht geschlossen werden? Wo werden Haupt- und Werkrealschullehrer in Zukunft ihren Arbeitsplatz finden? Welchen Druck müssen Realschullehrer noch aushalten? Mit welcher Unterstützung dürfen die Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Pionierarbeit an den Gemeinschaftsschulen rechnen? Welche Auswirkungen wird die Inklusion auf Schulen und die Sonderschullehrkräfte haben? Und wie denkt man, all das, was man in die Wege geleitet hat, wieder zu einem gedeihlichen Ganzen zusammenzuführen, ohne noch mehr Porzellan zu zerschlagen?
Auf den neuen Kultusminister Andreas Stoch wartet eine Herkulesaufgabe. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) wünscht dem neuen Kultusminister den nötigen Rückhalt in den eigenen Reihen sowie den Schulen wieder mehr Kontinuität und Stabilität. „Wenn das Kultusministerium beim Umbau der Bildungslandschaft Gas geben will, der Finanzminister aber ständig auf der Bremse steht, führt das zwangsläufig zu Unmut bei allen Beteiligten“, so VBE-Chef Gerhard Brand. Ohne das nötige Personal und die entsprechenden Mittel lasse sich eine solch große Firma wie das Kultusministerium mit seinen rund 5000 „Filialen“ im Land nicht erfolgreich weiterentwickeln.23. Januar 2013