Soll die Musik in der Schule jetzt noch kleiner gehalten werden? Dies fragt sich die Referatsleiterin „Grundschule“ im Verband Bildung und Erziehung (VBE) Südbaden, Ingrid Furrer (Schwanau) angesichts der neuen Initiative der Landesregierung, das erst vor eineinhalb Jahren von der Vorgängerregierung eingeführte Programm „Singen-Bewegen-Sprechen“ zu verwässern?
Das Kultusministerium plant, Inhalt und Instrumente des Landesprogramms „Singen-Bewegen-Sprechen“ (SBS) für die Sprachförderung in den Kindergärten zu übernehmen. Die Sprachförderung soll zum Kindergartenjahr 2012/13 ausgebaut werden. Das Problem: Obwohl das Programm auf mehrere Jahre eingerichtet war, hatte die Vorgängerregierung kein finanzielles Polster über das Jahr 2012 hinaus angelegt. Das zeigt jetzt Folgen, weil die neue Regierung andere Prioritäten setzt. Schwärmerisch höre man Kultus – Staatssekretär Dr. Mentrup von einer Ausweitung des Programms sprechen und den Schwerpunkt dabei auf mehr Sprecherziehung zu legen, so Ingrid Furrer.
Dabei sei der Hintergrund ein ganz anderer: Mangels einer genügenden Anzahl von ausgebildeten Musiklehrkräften und dem Verschwinden des Faches in Fächerverbünden der Grund- Haupt- und Werkrealschule, hat sowohl die musikalische, wie auch die künstlerische und werkende Ausbildung zwangsläufig an Qualität nachgelassen. Dazu kam in der Elementarstufe ein Dahindarben der Musik mangels ausgebildeten Personals. Furrer: „In höchster Not wollte man schnell Musiklehrer ‚backen‘ und holte die Musikschulen als Arbeitgeber und die Kommunen und Eltern als Zahlende mit ins Boot, denn das Programm sollte zum Schluss von den Kindergärten bis in die Grundschule laufen. Nun aber wird es unterbrochen und umgewidmet und dient als erneuter Notnagel einem ganz anderen Zweck.“
Im Koalitionsvertrag komme der Ausbildung und Sprecherziehung im Kindergarten eine bedeutende Rolle zu. Genau in diese Richtung zielt nun die beabsichtigte abgeänderte Form des Programms, das in seinen Einzelheiten allerdings noch nicht festgezurrt ist, weiß die Referatsleiterin.
Der VBE Südbaden sieht die Gefahr, so Ingrid Furrer, dass die Musik, die damit weiter an Bedeutung verliert, nicht ersetzt wird und die Sprecherziehung mit diesem kleinen „Schub“ gar nicht erst die richtige Bedeutung erlangt. Landesweit stelle damit die Landesregierung einen echten Beitrag zur Persönlichkeitsbildung junger Menschen zur Disposition.
16.11.2011